Es war die Begegnung mit Ornette Coleman, die für James "Blood" Ulmer prägend werden und bleiben sollte. Als Gründungsmitglied von Colemans 1973 gestartetem "Prime Time"-Projekt sog der Gitarrist die "harmolodische Theorie" des Meisters, die u. a. eine prinzipielle Gleichberechtigung aller Stimmen bedeutet, auf wie zuvor jene musikalische Muttermilch, mit der er im heimatlichen South Carolina genährt worden war: Blues. Nahe liegend also, in den eigenen Projekten, in denen er seit den 80ern mit langem Atem die Fackel des No Wave weiterträgt (während anderen Söhnen der Urmutter "Prime Time" schon die Puste ausgegangen ist), beides zu verbinden: Bluesige, abstrahierte Sinnlichkeit in der polyphonen und daher oft dissonanten Melodik, zugängliche Funkyness in der Rhythmik: Mit dieser Mixtur hat der 63-jährige Ulmer zu unverwechselbarer Identität gefunden - in den 80ern primär im Rahmen seines Music Revelation Ensemble", neuerdings im Sextett Memphis Blood, das nun in einer Kooperation der Jazzfreunde Bad Ischl und der Festwochen Gmunden nach Österreich kommt. Motto: "Jazz is the teacher, Funk ist the preacher". (felb/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 7. 2005)