Das funktionierte vergangenes Wochenende, zum Ausklang der nunmehr neunten Festival-Ausgabe, erneut bestens: Das aus Toulouse stammende Trio von Akkordeonist Jean-Luc Amestoy intonierte leichte, süffige Kammermusik im Zeichen des Musette; der kroatische Sänger Darko Rundek inszenierte sich als felliniesker Möchte-gern-Dandy mit Schmuddelcharme, der jazzig verschlumpfte Reggaes und slawische Schmachtfetzen trashig in Szene setzte.
Dass das Besondere zuweilen der sozialen Verpflanzbarkeit einer Musik, folglich ihrer Vermarktbarkeit Grenzen setzt, das zeigte sich im Zuge des Konzerts von Cheikha Remitti: Mit ihr stand eine 82-jährige Legende des algerischen Raï auf der Bühne, eine Frau mit dramatischer Biografie, die schon in den 40er-Jahren unverblümt gegen die französischen Kolonialisten, aber auch gegen die Männergesellschaft des Islam ansang sowie freie Liebe propagierte.
Krems ist freilich nicht Paris oder Marseille oder Algier oder Oran. In der Sandgrube blieben die arabischen Texte unverstanden, ihre Magie wirkungslos: Hier kämpfte einfach eine alte Frau mit fester, kunstloser Stimme gegen den grellen, miserabel abgestimmten Raï-Pop ihrer Band an.