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New York - Greta Garbos Leben bleibt geheimnisvoll. Die Sichtung von 55 Briefen, 17 Karten und 15 Telegramen, die die legendäre Hollywood-Diva zwischen 1931 und 1959 an die Drehbuchautorin Mercedes de Acosta geschickt hatte, ergab am Montag keinerlei Hinweis auf eine lesbische Beziehung der beiden Frauen. Die Briefe seien lediglich ein Zeugnis für deren "intensive Freundschaft", sagte Gray Horan, die Großnichte des schwedischen Stars. Die Spanierin de Acosta hatte 1960 in einer Autobiografie behauptet, sie sei nicht nur mit Marlene Dietrich und der damals berühmten Tänzerin Isadora Duncan im Bett gewesen, sondern habe auch mit der "göttlichen" Garbo eine über die Freundschaft hinausgehende intensive Affäre gehabt. Der Hollywood-Star hatte nach der Veröffentlichung des Buches alle Kontakte zu de Acosta abgebrochen. Relativ unpersönlich "Ich war überrascht, dass die Briefe nicht persönlicher sind, sagte Horan in Philadelphia bei einer Pressekonferenz im Rosenbach Museum, das die Briefe seit 1960 verwahrt. Inhalt seien vorwiegend alltägliche Themen wie Reisen, Gesundheit und Ernährung - "absolut nichts Überraschendes", meinte Horan. De Acosta habe in der Familie Garbos den Spitznamen "Die Krähe" gehabt, weil sie stets schwarz gekleidet und alles in allem eine seltsame Frau gewesen sei. Sie habe die Garbo mit ihrer ergebenen Leidenschaft geradezu verfolgt. Die Drehbuchautorin hatte verfügt, dass die Dokumente erst zehn Jahre nach ihrem, beziehungsweise dem Tod der Garbo an die Öffentlichkeit gelangen dürften. De Acosta starb 1968, die Garbo am 15. April 1990. Ihre Großtante habe immer nur Interesse an Männern gezeigt, erzählte Horan, de Acosta habe mit ihren Behauptungen vermutlich nur auftrumpfen und Geld machen wollen. Eine leidenschaftliche Liebe hätte sie beispielsweise für den russisch-schwedischen Stummfilmregisseur Mauritz Stiller (1883-1923) gehegt. Stiller war mit Filmen wie "Erotikon" (1920) und "Dämon Weib" (1926) bekannt geworden. Schriftstücke im Museum zu bewundern Filmhistoriker hatten sich von der Lektüre der Briefe auch genauere Auskunft darüber erhofft, warum Garbo sich 1941 auf dem Höhepunkt ihres Ruhms mit 36 Jahren überraschend aus Hollywood zurückgezogen und danach in fast völliger Abgeschiedenheit gelebt hatte. Aber auch darüber geben die Schriftstücke den Angaben nach keinerlei Auskunft. Ab Dienstag sollten die Dokumente im Rosenbach Museum zum Eintrittspreis von fünf Dollar für jedermann zu sehen sein. Die skandinavische Schönheit hatte zunächst in Stummfilmen Karriere gemacht und war dann mit Filmen wie "Mata Hari", "Anna Karenina" und "Ninotschka" zum Weltstar aufgestiegen. Den Rummel um ihre sexuellen Neigungen machen sich heute einige der amerikanischen Schwulen- und Lesbenorganisationen zu Nutze. Sie treten nicht nur als Sponsoren der Ausstellung von Briefen Garbos auf, sondern wollen die öffentliche Diskussion über deren Verhältnis zu de Acosta auch zu einem Höhepunkt des Homosexuellen-Treffens "PrideFest America 2000" machen, das im Mai in Philadelphia stattfindet. (APA/dpa)