Klagenfurt - Die Kärntner Parteien sind skeptisch, was die Dauerhaftigkeit des BZÖ-Erfolges angeht. Bei einer Diskussion über die politische Situation in Kärnten nach der Spaltung der Freiheitlichen billigten die Vertreter von SPÖ und ÖVP der FPÖ durchaus ein zweistelliges Ergebnis bei eventuellen Wahlen zu. Meinungsumfragen, wonach das BZÖ mit Landeshauptmann Jörg Haider stärkste Partei wäre, wurden in Zweifel gezogen.

Diskussion "Wo steht Kärnten?"

Die FPÖ Kärnten hatte zu einer Diskussion "Wo steht Kärnten?" eingeladen. Der geschäftsführende Parteichef Karlheinz Klement meinte eingangs, jene OGM-Umfrage, wonach das BZÖ Haiders mit 37 Prozent vor der SPÖ (36 Prozent) liege und somit die gesamte Wählerschaft "mitgezogen" hätte, spiegle nicht die Realität wieder. SPÖ-Landesgeschäftsführer Herbert Würschl sekundierte, seiner Ansicht nach könne die FPÖ durchaus ein zweistelliges Ergebnis erzielen. Würschl: "Das BZÖ ist sicher nicht stimmenstärkste Partei."

ÖVP-Grilc: BZÖ "untrennbar mit Jörg Haider" verbunden

ÖVP-Klubobmann Raimund Grilc zeichnete ein differenzierteres Bild. Für ihn ist das BZÖ "untrennbar mit Jörg Haider" verbunden. Die Frage sei, ob Haider noch einmal kandidieren werde. Die so genannten "Kernwähler" der FPÖ würden der Partei auf jeden Fall treu bleiben. Sollte Haider in Kärnten nicht mehr antreten, rechne er sogar damit, dass zehn bis zwölf der derzeit 15 BZÖ-Mandate im Landtag der FPÖ zufallen würden.

Grilc wies auf die enorme Schwäche der orangen Partei in den übrigen österreichischen Bundesländern hin: Die Bundes-ÖVP lasse Haider relativ viel Freiraum in Kärnten, der Landeshauptmann profitiere hier stark davon, dass er als Koalitionspartner der ÖVP noch gebraucht werde. Grilc: "Haider hängt an der politischen Infusionsnadel der Bundes-ÖVP." Sollte sich die Situation auf Bundesebene etwa durch Wahlen gravierend verändern, falle dieser Bonus weg.

BZÖ abwesend

Vom BZÖ war niemand gekommen. Klement betonte, dass man selbstverständlich auch das BZÖ zu der Diskussionsveranstaltung eingeladen habe: "Wir haben aber keine Antwort erhalten."

Der Meinungsforscher Franz Witzeling vom Klagenfurter Humaninstitut präsentierte eine Grundsatz-Umfrage. Diese stellt der Kärntner Politik insgesamt ein schlechtes Zeugnis aus. Abgefragt wurden nicht Parteien, sondern politische Themen. So wurde etwa danach gefragt, wie groß die Motivation der Kärntner Politiker sei, die anstehenden Aufgaben im Lande zu lösen. Nur sechs Prozent sehen die Politiker "sehr motiviert"; sieben Prozent geben ihnen ein "Gut", 34 Prozent ein "Mäßig" und gleich 53 Prozent orten wenig Motivation.

Schlecht steht es nach dieser Umfrage unter 650 Kärntnern auch um die Glaubwürdigkeit. Gleich für 43 Prozent stimmen Ankündigungen und vollbrachte Taten der Politiker überhaupt nicht überein, 32 Prozent sehen wenig Übereinkunft, für "Manchmal" entschieden sich 16 Prozent, und lediglich neun Prozent sehen "sehr viel" Übereinstimmung zwischen Worten und Taten. (APA)