Dennoch ist die Vermutung angebracht, dass Aristoteles, der Altvater der Poetik, Milos Formans mittlerweile 30 Jahre alten Klassiker mit Vergnügen gesehen und mit Anerkennung bedacht hätte - Anerkennung für die Struktur, wenn auch vielleicht nicht für jedes Detail.
Die Story folgt Ken Keseys Roman von 1962 und geht, in Kürze, folgendermaßen. Der Sträfling Randle Patrick McMurphy (Jack Nicholson), ein Raubein und Luftikus, kommt ins Irrenhaus, the cuckoo's nest, um auf seinen Geisteszustand untersucht zu werden. Es ist aber dieses Haus eine in doppelter Hinsicht geschlossene Anstalt: versperrt sowieso, doch darüber hinaus auf geradezu archaische Art beherrscht von Schwester Mildred Ratched, der Big Nurse des Romans, einer aseptisch unnahbaren, die Schrecknisse ihrer Macht mit Übersicht und nicht ohne Lust ausspielenden Frau.
Zwischen McMurphy und Ratched entspinnt sich ein Kampf, der zunächst nach Triezerei und kleinlicher Schikane aussieht, sich aber bald ins Existenzi- elle erhebt und in einen Showdown auf Gedeih und Verderb, auf Leben und Tod einmündet, der es in seiner Unbedingtheit und Härte mit jeder Schießerei auf mittagheißer Straße aufnehmen kann.
Dass hier die Freiheit mit dem Zwang, das Individuum mit der Gesellschaft, der Geist mit dem Ungeist ringt, ist das eine. Das andere, ohne das so ein Ringen schnell ins Öde wegdriftet, ist erstens das nie hektische, doch stets auf die Katastrophe zielende Drängen der Erzählung.