Wien - Die Staatsanwaltschaft Wien will die neu aufgetauchten Dokumente im Fall des NS-Arztes Heinrich Gross genau prüfen. Dies wird zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen, schätzte der Staatsanwaltschafts-Sprecher Ernst Kloyber auf Anfrage der APA. Eine Fortsetzung der unterbrochenen Gerichtsverhandlung hält Kloyber für eher unwahrscheinlich, da dem ehemaligen NS-Mediziner in mehrfachen Gutachten fortschreitende Hirndemenz attestiert wurde.

Dadurch sei Gross nicht verhandlungsfähig und "so wie es aussieht, wird er das auch nicht mehr", glaubt Kloyber. "Es gibt nur eine Entwicklung bei Demenz, nämlich, dass es schlechter und nicht besser wird", so der Sprecher. Die Dokumente würden nun dahingehend überprüft werden, ob überhaupt Neues in den Verhörprotokollen mit dem NS-Arzt Erwin Jekelius vorkommt.

Jekelius, der nach Kriegsende in russischer Gefangenschaft verhört und verurteilt wurde, starb 1952. In den aufgetauchten Dokumenten aus russischen Archiven belastet er den ehemaligen NS-Arzt Gross schwer. Jekelius war einer der Hauptverantwortlichen für das NS-Euthanasieprogramm in Österreich. Die Unterlagen wurden heute der Wiener Staatsanwaltschaft übergeben. (APA)