Melbourne - In Dresden ist ein bisher unbekanntes Werk von Antonio Vivaldi aufgetaucht. Janice Stockigt von der Universität Melbourne in Australien entdeckte das elfsätzige Opus im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Aufführung katholischer Kirchenmusik im 18. Jahrhundert in Sachsen. Vivaldi-Experten werten den Fund als größte Entdeckung seit 75 Jahren. In Melbourne wurde am Dienstag ein kurzer Ausschnitt des insgesamt 35 Minuten langen Stücks aufgeführt.

Wie Stockigt erläuterte, war ihr der für Vivaldi charakteristische Stil des Werks aufgefallen, das dem Komponisten Baldassare Galuppi zugeschrieben worden war. Außerdem schien das Manuskript die Handschrift von Iseppo Baldan zu tragen, eines skrupellosen venezianischen Priesters, der einen Betrieb mit musikalischen Transskriptionen leitete.

Vivaldi starb 1741 im Elend, aber zwei seiner Neffen arbeiteten für Baldan. Sie hätten die Kompositionen ihres verstorbenen Onkels an Baldan verkaufen können, vermutete Stockigt. "Wahrscheinlich haben die Neffen, sobald die Nachricht vom Tod ihres Onkels Venedig erreichte, seinen Besitz, inklusive seine Kompositionen, an sich genommen, noch ehe die venezianischen Behörden eine Inventur seines Vermögens durchführen konnten", erklärte Stockigt dem Magazin "The Age".(APA)