Als Art des Monats August macht die Große Wollbiene auf die wichtige Rolle von Kleinlebewesen im ökologischen Gefüge aufmerksam. (Foto: Heiko Bellmann)

Foto: Naturschutzbund/Heiko Bellmann

Wien/Salzburg – Im August wird die Ringelnatter (Art des Monats Juli) von der Großen Wollbiene (Anthidium manicatum) abgelöst. Damit will der Naturschutzbund Österreich auf die wichtige Rolle von Kleinlebewesen im ökologischen Gefüge und ihre sensible Reaktion auf die tiefgreifenden Landschaftsveränderungen der letzten Jahrzehnte hinweisen.

Verteidigung

Wildbienen sind trotz ihres bedrohlich klingenden Namens überhaupt nicht gefährlich. Auch die Weibchen der Großen Wollbiene stechen nur, wenn sie gedrückt oder gequetscht werden. Die Männchen (bei dieser Art auffallend größer als die Weibchen) verteidigen ihr Revier allerdings gegenüber Artgenossen und andere eindringende Bienen und Hummeln sehr vehement. Dabei fliegen sie auf diese zu und krümmen kurz vor dem Zusammenprall ihren dornen-bewehrten Hinterleib nach vorn, was häufig die Flügel der Angegriffenen verletzt.

Neugierde

Wollbienen sind – ähnlich wie Schwebfliegen – gerade bei warmem Wetter sehr agil: Kaum haben sie eine Sekunde an einer Blüte gehangen, starten sie sofort zur nächsten. Alles was sich in ihrer näheren Umgebung regt, wird von den Männchen neugierig angeflogen, im Schwirrflug von allen Seiten begutachtet, und meist genauso schnell wieder verlassen. Da Wollbienen solitär – also nicht staatenbildend – leben, verteidigen sie ihr Nest im Gegensatz zu vielen anderen Arten nicht aggressiv.

Ihren Namen haben Wollbienen, weil sie "Pflanzenwolle" (Haare von Blättern und Stängeln oder haarige Samenanhänge) verwenden, um damit ihre Brutzellen auszupolstern. Gefunden werden sie in Kies- und Lehmgruben, an Trockenhängen und häufig auch in Siedlungen. Seit 20 Jahren jedoch ist ein alarmierender Rückgang sowohl der Arten- als auch der Individuenzahlen zu beobachten. Die tiefgreifenden Landschaftsveränderungen der letzten Jahrzehnte wirken sich für die Wildbienen aufgrund ihrer spezialisierten Lebensweise besonders bestandsgefährdend aus.

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Den Wildbienen kommen die Trockenlebensräume abhanden: Felsfluren und Steinhalden, Trockenrasen und Magerwiesen, vegetationsfreie Erdwege und Abbruchkanten, Sand- und Kiesgruben, Hecken und Gebüsche auf freiem Feld und in Siedlungen. Auch eine zunehmende Verbuschung durch Ausbleiben von Mahd oder Beweidung ist ein Problem: Wenn eine Wiederbewaldung einsetzt, wird den anspruchsvollen, lichtbedürftigen Pflanzen – und in Folge den Wildbienen – ihr Lebensraum genommen.

Hilfe für Wildbienen

Wildbienenschutz fängt vor der Haustür an. Dazu die Tipps des Naturschutzbunds: Um den Nahrungsansprüchen möglichst vieler Wildbienen gerecht zu werden, ist vor allem ein reiches Angebot an Trachtpflanzen erforderlich. Da einige Wildbienen bereits ab März fliegen, sind frühblühende Arten wie Weiden, Lungenkraut, Hohler Lerchensporn oder Taubnessel wichtig. Nisthilfen können an ruhigen, trockenen und geschützten Orten angebracht werden.

Im Garten bieten Steinhaufen neben Nistmöglichkeiten für Wildbienen auch Versteck- und Sonnenplätze für Reptilien. Geschickte Heimwerker/innen können Trockenmauern bauen, wobei entlang der Mauern das Anlegen weiterer naturnaher Strukturen (Pionierflächen, Säume) günstig wäre.

Um das Nahrungsangebot der Wildbienen zu vergrößern und zu schützen, können auch Gemeinden aktiv werden: Blumenwiesen statt Zierrasen, einheimische Pflanzen statt Exoten, Erhaltung und Schutz von Ödland, Offenhalten von Magerrasen, Wegränder nicht immer flächendeckend begrünen, kleine Steilkanten abgraben und lehmverfugte Mauern erhalten. (red)