Neue Alben von den Editors, von Oneida und von Orlygur Thor Orlygsson alias Ölvis
Christian Schachinger
,
EDITORS
The Back Room(Kitchenware/Edel)
Abgesehen vom Thema Wiederbelebung düsterer New Wave der frühen 80er-Jahre und deren Folgen verhandelnder Songs wie
Lights
,
Munich
oder
Blood
: Ein wenig leicht macht es sich hier nicht nur die britische Newcomer-Band im Gefolge der New Yorker Melancholiker Interpol. Auch die britische Musikpresse ist angesichts des Albumdebüts der Editors trotz aller historischen Vergleiche mit Echo And The Bunnymen, Joy Division oder The Chameleons pflichtschuldig begeistert. Schade nur, dass hier trotz pathetischen Gesangs, hallverhangenen Dreiklangszerlegungen auf der Gitarre und monoton fordernder Rhythmusarbeiten auf zwingende Hooklines und erwähnenswerte Refrains vergessen wurde. Einzig das Stück
Camera
mit seinem offenen, weltläufigen Songaufbau im Gegensatz zur sonst vorherrschenden Klaustrophobie deutet darauf hin, dass hier mehr zu holen gewesen wäre.
ONEIDA
The Wedding(Jagjaguwar/Trost)
Das US-Trio mühte sich mit teilweise atemberaubenden Ergebnissen in der Vergangenheit an frei flottierendem, gitarrenlastigem Lärm-Rock und -Funk und einem Restanteil Pop ab. Der erste tatsächlich öfter hörbare Tonträger liegt aber erst jetzt vor. Kammermusikalische Songs mit viel Keyboards, der Entdeckung der Sanftmut, stringentem Songaufbau und zu Herzen gehenden Melodien unter Beibehaltung von psychedelischen Schüben und gutem altem Noise. Tolle Sache! Wer Lieder mit Bergnamen versieht, hat so und so schon gewonnen:
The Eiger
!
ÖLVIS
The Blue Sound(Resonant/Soulseduction)
Der isländische Multiinstrumentalist Orlygur Thor Orlygsson nennt nicht nur einen interessanten bürgerlichen Namen sein Eigen. Auch das Pseudonym Ölvis kommt ganz toll. Leider weist dieser in eine etwas falsche Richtung. Mit Rock 'n' Roll und dem nordischen Begriff für Bier hat dieses Debüt nämlich absolut rein gar nichts zu tun. Die elf Stücke von
The Blue Sound
bewegen sich vielmehr im Bereich eines schwerelosen, melancholischen Erwachsenenpop, wie ihn auch Scott Walker, Talk Talk oder Portishead machen würden - wenn diese noch etwas machen würden. Atmosphärisch, mollig - und tief drin im Wohlklang.
(schach/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.8.2005)
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