Boulder/Colorado - Zwei Jahrzehnte lagen die Mikroben in einer Schutzfolie in einem ausgetrockneten Flussbett in der Antarktis. Einen Tag nach dem sie Wasser erhielten, sind sie zu neuem Leben erwacht, berichten Forscher der University of Colorado in Boulder. Das Experiment macht deutlich, wie groß die Widerstandsfähigkeit von Leben auch unter den extremen Bedingungen der Antarktis ist.

Die meiste Zeit des Jahres herrschen Temperaturen von unter null Grad. Wasser gibt es nur fünf bis maximal 12 Wochen jährlich, dann, wenn die Gletscher schmelzen, erklärt Forschungsleiterin Diane McKnight vom Institute of Arctic and Alpine Research. Forschungsarbeiten wie diese im McMurdo-Dry Valley sind auch für Astrobiologen von großem Interesse, da sie klimatische Bedingungen wie sie etwa am Mars herrschen simulieren. "Das war etwas, was wir nicht erwartet hatten", so die Forscherin. Auch wenn die Folien jahrelang kein Wasser hatten, begann das Leben nach knapp einer Woche erneut zu sprießen. Alles was dazu notwendig war, war Wasser.

Experiment

Das Experiment begann 1994. Die Forscher hatten photosynthetisch lebende Mikroben, so genannte Cyanobakterien gefunden. Die Wissenschaftler hatten einen Gletscherfluss mit Sandsäcken umgeleitet. In einem trockenen Sandbett konnten sie zuvor mithilfe der Kohlenisotop-Methode feststellen, dass es 20 Jahre lang trocken geblieben war. Als das Wasser ins ausgetrocknete Bachbett geflossen war, begannen die Cyanobakterien noch am selben Tag mit der Photosynthese. Innerhalb einer Woche waren die Matten voller Leben. "Das macht deutlich, dass die Mikroben in einer Art geheimen biotischem Stadium überlebt haben", erklärt McKnight. In den folgenden Sommern wiesen die ehemals "schlafenden Bakterien" auf den Matten höhere Wachstumsraten auf, als jene, die in den Flussbetten waren.

Das Forschungsprogramm im McMurdo Dry Valley ist eines von insgesamt 26 Long Term Ecological Research (LTER)-Projekten zur Erforschung des Lebens auf der Erde. (pte)