Graz – "So eine Sitzgarnitur hat ja jeder Zahnarzt", moniert eine Dame beim Tag der offenen Tür im Büro des steirischen Landeshauptmannstellvertreters, Franz Voves (SPÖ). "Aber die Bilder schauen teuer aus", meint ihre Bekannte und zeigt auf Porträts der Eltern von Kaiserin Maria Theresia, Karl VI. und Elisabeth Christine, die im Besitz des Landes sind. Rund 450 Menschen stürmten am Donnerstag die Grazer Burg, um die roten "Luxusbüros" zu besichtigen. Die Menschenschlangen reichten bis auf die Hofgasse.

Vor dem Rundgang durch den Karlstrakt der Grazer Burg erklärte Voves, wie es 2003 zur ersten Renovierung der Büroräumlichkeiten seit 30 Jahren kam. Historistisch bedeutende Stuckaturen, die abzubröckeln drohten, machten die Instandsetzung um 230.000 Euro notwendig. Auch die Immobilienabteilung des Landes habe Druck gemacht.

"Herbert Paierl und Gerhard Hirschmann (ehemalige ÖVP- Landesräte, Anm.) können bestätigen, wie lang es gedauert hat, bis wir uns dazu durchgerungen haben", erzählt Voves. Diesen Juli habe nun die ÖVP die einst von ihr genehmigten Rechnungen angefordert. "Das ist eine weitere Runde der Schmutzkübelkampagne, ich mache mich auf weitere Etappen gefasst", so der SP- Chef. Landeshauptfrau Waltraud Klasnic wolle er diesbezüglich zwar nichts vorwerfen, "aber ihrem Umfeld".

Persönlich führte Voves seine Gäste dann durch die Büros, Besprechungszimmer, eine fensterlose, bescheidene Küche mit Jugendherbergsflair und ein Bad mit WC. Sichtlich enttäuscht waren einige der Besucher – rund die Hälfte von ihnen ältere Semester – von dem in einigen Medien beschriebenen "Prunk und Luxus".

Eine pensionierte Gastwirtin wendet sich leise direkt an Voves: "Ich versteh die Aufregung nicht. Nehmen Sie die Möbel mit?" – "Nein", lacht Voves, "die bleiben alle hier". (DAS STANDARD, Colette M. Schmidt, Printausgabe, 12.8.2005)