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EU-Handelskommissar Peter Mandelson will gemeinsam mit China eine Lösung finden, allerdings werde das nicht vor Anfang September sein.

Foto: Reuters/Herman
Brüssel - Die EU-Kommission verteidigt sich weiter gegen Vorwürfe des Textilhandels mit den Importstopps für Pullover und Hosen aus China: Waren, die zwischen dem 11. Juni, dem Tag, an dem die neue Quotenvereinbarung mit China unterzeichnet wurde - und dem 12. Juli - dem Tag, an dem sie in Kraft trat - verladen wurden, seien ohne jede Beschränkung freigegeben worden, heißt es aus Kommissionskreisen. Statt der vereinbarten 69 Millionen wurden damit bereits 126,5 Millionen Pullover aus China in die EU eingeführt. Weitere 54 Mio. Pullover warten noch auf Einfuhrgenehmigungen.

Ob die Waren, für die EU-Textilproduzenten und -händler Einfuhrlizenzen beantragt, aber nicht erhalten haben, nach dem 12. Juli verschifft wurden - also bereits unter die Mengenbeschränkungen fallen - oder aus anderen Gründen nicht freigegeben wurden, lasse sich aus den vorhandenen Zahlen nicht ablesen, heißt es von Expertenseite. Ebensowenig gehe daraus hervor, ob sich diese Waren derzeit in Rotterdam, in Hongkong oder auf dem Meer befinden. Die EU-Kommission hofft nun auf weitere Daten aus den Mitgliedstaaten, die diese bis 15. August liefern müssen.

Situation bei Hosen weniger dramatisch

Bei Hosen aus China ist die Situation ähnlich, wenn auch nicht so dramatisch wie bei Pullovern. Bis zum heutigen Tag wurden 107,4 Mio. Hosen aus China in den gemeinsamen Markt importiert, die Quote für das gesamte Jahr betrug dagegen nur 104 Mio. Stück. Für weitere 8,9 Mio. Stück wurden Importgenehmigungen beantragt aber noch nicht erteilt.

Doch auch bei etlichen anderen der 10 Textilkategorien, deren Importe aus China bis 2007 nun wieder beschränkt sind, nähert man sich den Limits: Bei Seiden- bzw. Ramiegarn ist die Quote bereits zu 88 Prozent ausgeschöpft, bei Damenblusen (Quote: 24,8 Mio. Stück) zu rund 85 Prozent, bei T-Shirts (rund 151 Mio. Stück) zu 83 Prozent. Bei BHs aus China sind bereits mehr als vier Fünftel der 96 Mio. Stück importiert.

Lösung nicht vor September

EU-Handelskommissar Peter Mandelson hat angekündigt, gemeinsam mit China eine Lösung zu suchen, allerdings werde das nicht vor Anfang September sein. Einen konkreten Gesprächstermin gebe es noch nicht, hieß es am Freitag aus der Kommission. Bei Pullovern zeichnet sich bereits eine Flexibilisierung ab - sei es durch einen Vorgriff auf die Quote für 2006 oder auf andere Kategorien.

Deutsche Textilimporteure kritisierten vergangene Woche, dass Millionen von - großteils schon bezahlten - Waren aus China in Häfen liegen und nicht frei gegeben würden. Mittlerweile wird in Deutschland auch spekuliert, südeuropäische Länder, die ihre Textilindustrie gegen China-Importe schützen wollen, hätten die Importzahlen der EU mit "Luftbuchungen" künstlich in die Höhe getrieben.

Marktanteil hinaufgeschnellt

Mit Jahresende 2004 lief das so genannte Multifaserabkommen und damit auch die bisher weltweit geltenden Quotensysteme für Textilien aus. Die Textil- und Bekleidungsimporte aus China stiegen in den ersten fünf Monaten 2005 um rund 40 Prozent auf 7,4 Mrd. Euro. Der Marktanteil an den gesamten Textilimporten der EU kletterte von 18 auf 27 Prozent. (APA)