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Fleckentferner: Gegen den Fleck in Mathe sind selbst sie machtlos, aber die meisten Verunzierungen auf Textilien zaubern die Wässerchen und Gels, Pulver und Sprays angeblich weg. Marie-Thérèse Gudenus patzte und putzte.

"Butterflecken gehen mit Teer heraus", lautet einer der Tipps des großen Lebenskünstlers Loriot. Es ist allerdings zu befürchten, dass diese Methode den meisten Menschen nur bedingt zusagt, zumal eine Empfehlung, wie anschließend der Teerfleck zu entfernen ist, fehlt. Otto Normalverbraucher greift also im Falle einer Kleidungsverunzierung, wie sie etwa durch zu hastige Nahrungszufuhr entsteht, zu einem Fleckentferner, der mit Bio-Kraft oder Chemo-Power die Weste wieder in reinstem Weiß erstrahlen lassen soll. Wobei Weiß ja meist das geringste Problem darstellt, denn wenn gar nichts anderes hilft, bleibt (vorausgesetzt, das zu behandelnde Gewebe ist nicht allzu fein) immer noch der Griff zur Flasche. Zur DanKlorix-Flasche nämlich. Oder einem ähnlichen Bleichmittel.

Schwieriger ist die Lage bei Buntwäsche, die nur allzu oft nicht farbecht ist und angesichts der Behandlung mit Fleckentferner vor Schreck erblasst. Daher empfiehlt es sich, vor dem Angriff auf den richtigen Fleck immer eine Probe "an unsichtbarer Stelle" zu machen, wie es die Hersteller so nett formulieren. Leider weisen die meisten meiner Kleidungsstücke so gut wie keine unsichtbaren Stellen auf.

Die Kriterien

Getestet wurden sieben verschiedene Antifleckenmittel, von der ökologisch löblichen Gallseife bis zur chemischen Keule mit Treibgas. Aus der Fülle an berüchtigt hartnäckigen Flecken wählten wir Schwarztee, Erdbeeren und Kürbiskernöl, die wir auf beigefarbenem, reinem Baumwollstoff platzierten. Alle wurden mit den Testprodukten anweisungsgemäß behandelt und – weil fast alle Flecken weiterhin sichtbar waren – einmal mit normalem Waschpulver in der Maschine gewaschen. Beurteilt wurden natürlich in erster Linie die Resultate der Fleckenbekämpfung, minder gewichtig aber auch Handlichkeit und Erscheinungsform der Präparate. Zu vergeben waren je maximal zehn Punkte.


Die Ergebnisse

Eins vorweg: Das grüne Gold aus der Steiermark schaffte kein Testkandidat ganz zu eliminieren. Omas Hausfrauenmethode – einfach in die Sonne legen! – übrigens auch nicht. Wir haben diesen Testdurchgang daher noch einmal mit Butter wiederholt.

Fleckenteufel von Dr. Beckmann
50 mg um 2,49 € bei bipa

Für jeden Fleck das richtige Fläschchen: Da es 13 verschiedene Fleckenteufel gibt, findet sich für mehr als 120 spezifische Flecken das geeignete Mittel, verspricht der Hersteller – und listet die wichtigsten, weil häufigsten Problemstoffe von Bier bis Window Color samt dazu passender Fläschchennummer im Begleittext auf. Differenziert wird selbst bei der Art der Gewebe: Wolle, Seide und Viskose sind laut Gebrauchsanweisung anders zu behandeln als etwa Baumwolle. Der Inhalt der Fläschchen variiert natürlich ebenfalls: Je nach Fleckenart wird ein feinkörniges, weißes, nach Chlor riechendes Granulat (Tee, Obst) oder eine durchsichtige, neutral bis seifig duftende Flüssigkeit (Öl) aufgetragen – "beides gut zu dosieren". Die Ergebnisse stellten das Testteam ebenfalls zufrieden: Alle Flecken bis auf das Kernöl verschwanden.
8,8 Punkte

Vanish Oxi Dual Power
750 ml um 5,99 € bei bipa

"Alle paar Wochen kommt ein neues Spezial-Vanish heraus, wie soll man sich da noch auskennen?" kritisierte eine Testerin. Zum Zeitpunkt unseres Tests war "Dual Power" der letzte (Werbe-)Schrei. Dieses Produkt soll auf dem Fleck eine chemische Reaktion auslösen, wenn nämlich zwei in separaten Kammern abgefüllte Flüssigkeiten am Tatort zusammentreffen. Obwohl der Strahl insbesondere bei kleineren Flecken schwierig zu dosieren ist, tat die "frisch und seifig duftende" Zweifachkraft, was sie sollte: Sie schäumte (leicht) und hatte bereits nach fünf Minuten Einwirkzeit die Flecken sichtlich reduziert. Nach dem Waschen waren sie – bis auf das Kernöl – ganz verschwunden.
8,6 Punkte

Hagerty Fleckenspray
200 ml um 8,40 € bei Gerstenberger

Der einzige Spray in unserem Test basiert auf Treibgas – leider, denn die Abzüge in der ökologischen B-Note konnte auch die Tatsache nicht wettmachen, dass bei diesem Produkt oft kein weiterer Waschvorgang nötig ist, um einen Fleck endgültig zu eliminieren. Beim Aufsprühen entsteht eine weiße, feuchte "Puderschicht" auf der behandelten Stelle; ist diese trocken, wird der Fleck mit dem Puder einfach weggebürstet. Lobend hervorzuheben ist, dass die umfassende Gebrauchsanweisung auch solche "Flecken und deren Behandlung" auflistet, für die man Hagertys Spray nicht braucht, z. B. "Honig: lauwarmes Wasser". Beim Kürbiskernöl musste zwar auch dieser Kandidat passen, aber der Butterfleck ging hier (und nur hier) tatsächlich ohne Waschen heraus.
7,8 Punkte

Sil oxi perfect Flecken-Gel
1000 ml um 4,99 € bei Billa

Explizit "auch für Wolle, Seide und Buntes" eignet sich dieses Flecken-Gel, das ansonsten als Verstärker für herkömmliches Maschinenwaschmittel dient. Die "reizende" Tatsache, dass dieses Produkt die "Gefahr ernster Augenschäden" in sich birgt, wird zumindest nicht verschwiegen. Duft ("eine Mischung aus Weichspüler und Allzweckreiniger") und Wirkung des Gels in der knallroten Griff-Flasche stellten die Jury zufrieden: Außer noch dem blass erkennbaren Kernölfleck waren nach der Wäsche alle Spuren unseres Tests beseitigt.
7,5 Punkte

Denk mit Gallseife
250 ml um 1,85 € bei dm

Die dm-Eigenmarke bietet Gallseife als durchsichtiges Gel an, dessen "seifiger Duft" die Jury erfreute. Die Plastik-Softbürste zum Auftragen ist zwar gut gemeint, bei kleineren Flecken aber zu groß. Generell erwies sich die Dosierung als eher schwierig, "es kommt immer zu viel raus", klagte eine Testerin. Wie auf der Flasche angegeben entfernt diese Gallseife Fett und Eiweiß gut – der Butterfleck war selbst ohne Maschinenwäsche kaum noch sichtbar. Beim Obst verfehlte dieser Testkandidat allerdings das Klassenziel: Auf dem Stoff blieben deutliche Erdbeerspuren zurück.
7,2 Punkte

Gallseife von Dr. Beckmann
100 gr um 1,49 € bei bipa

"Solche Seife hatte meine Großmutter auch immer", verfiel eine Testerin angesichts der Gallseife in Reminiszenzen. Kein Wunder: Der "Geruch nach billiger Seife" erinnert an Nachkriegszeiten, außerdem ist dieser beige Block "auch zum Händewaschen geeignet". Die Gebrauchsanweisung ist in drei Sprachen, dafür aber sparsam ("Fleck mit Seife einreiben, wirken lassen" – wie viel? wie lang?). Vielleicht haben wir's falsch gehandhabt, Faktum ist jedenfalls, dass bei diesem Testkandidaten als einzigem auch der Teefleck schwach sichtbar blieb. Dafür blieben vom Kernöl die geringsten Spuren zurück.
5,2 Punkte

K2r Fleckenwasser
100 ml um 2,29 € bei bipa

Ein Klassiker aus den Siebzigerjahren. Zwar sieht die klare Flüssigkeit so aus, als könne sie kein Wässerchen trüben, doch der Flascheninhalt ist leider alles andere als harmlos: Die Hinweise auf der Flaschenrückseite bestätigen die Befürchtungen, die der starke "Benzingeruch" bei den Testerinnen auslöste – von "reizt die Haut" über "leicht entzündlich" bis "sehr giftig für Wasserorganismen" reichen die Hinweise. Auch die Anwendungsresultate verbesserten das K2r-Image nicht: Wie versprochen entfernt es öl-und fetthaltige Flecken (Kernöl nicht), doch auch hier blieben Erdbeerspuren sichtbar.
3,4 Punkte

(DER STANDARD, Printausgabe vom 13./14./15.8.2005)