Red Bull und Politik scheinen ein besonderes Verhältnis zu haben: Nach Grasser und Bartenstein schwört nun auch Mainoni auf den Energiekick aus der Aludose.

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Eduard Mainoni (BZÖ), Staatssekretär für Forschung, zeigt orange Leidensfähigkeit: Trotz Querelen mit dem Regierungspartner fühlt er sich in der Koalition sehr wohl. Karin Moser und Barbara Tóth sagte er, was das BZÖ unter Wolfgang Schüssel noch darf.

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STANDARD: Haben Sie schon einen Sessel im Knittelfelder Stadtsaal reserviert?

Mainoni: Ich war damals 2002 in Knittelfeld, aber seit dem nie mehr.

STANDARD: Die Ereignisse der letzten Wochen erinnern aber sehr an die Zeit vor dem Delegiertentreffen 2002. Ähnlich wie damals fordert Ihre Partei auch heute eine Steuerreform.

Mainoni: Es war damals aus meiner Sicht anders, als es dargestellt wurde. In Knittelfeld ist etwas passiert, was ein Teil der Knittelfelder - zu denen auch ich gehöre - so nie wollte.

STANDARD: Die Forderung nach der Steuerreform müssen wir also nicht ernst nehmen?

Mainoni: Schon, schon. Wir waren ja auch schon bei der letzten Steuerreform der Reformmotor der Regierung.

STANDARD: Das behaupten Sie, nur man merkt es nicht.

Mainoni: Das ist eine Frage des Marketings. Unser Klientel waren bei der letzten Wahl C-und D-Wählerschichten, die haben uns aus Protest gewählt, also wollten wir sie auch zufrieden stellen. Da ist natürlich der Koalitionspartner auf die Bremse gestiegen. So ist es jetzt auch. Aber ich bin schon froh, wenn ich höre, dass einzelne ÖVP-Minister sehr wohl der Meinung sind, dass man dieses Thema diskutieren sollte.

STANDARD: Laut Umfragen vertreten Sie aktuell, wenn man es nett formuliert . . .

Mainoni: . . . schmeicheln Sie bitte . . .

STANDARD: . . . fünf oder sechs Prozent. Warum sollte die ÖVP da auf Ihre Forderungen eingehen?

Mainoni: Auch die ÖVP muss aufpassen, dass sie ihre gute Position, die sie derzeit zweifellos in der Wählergunst hat, auch behält. Das heißt aber nicht: "Jetzt machen wir den Deckel zu, und wenn ihr das nicht nehmt, dann gibt es uns nicht mehr in der Koalition."

STANDARD: Das klingt weich.

Mainoni: Weise meinten Sie, oder? Wir haben aus unseren Fehlern gelernt.

STANDARD: Kanzler Schüssel hat doch bereits klar gesagt, er will keine Steuerreform.

Mainoni: Drum sind wir ja auch nicht so, dass wir sagen, wir stellen eine ultimative Forderung oder das muss geschehen, sondern wir wollen einen Diskussionsprozess in Gang bringen.

STANDARD: Das klingt aber nicht nach Reformmotor, sondern nach billigem Mehrheitsbeschaffer.

Mainoni: Aber es wird jeder wissen, dass man auf einen Partner angewiesen ist, wenn man keine absolute Mehrheit in einem Staat hat. Wir wollen nicht wie das Karnickel vor der Schlange auf die Herbstwahl 2006 zugehen und erst dann wieder zu denken anfangen. Sondern wir erlauben uns bereits jetzt zu denken.

STANDARD: Können Sie ein Beispiel nennen, wo der Kanzler auf das BZÖ Rücksicht genommen hat?

Mainoni: Da bin ich auch wieder ganz offen und fair: Die Gründung des BZÖ hat der Bundeskanzler nicht kommentiert.

STANDARD: Dafür wollen Sie sich allen Ernstes bedanken?

Mainoni: Nein, bedanken tun wir uns nicht.

STANDARD: Stichwort Handymasten: Da hat die ÖVP das BZÖ nicht einmal ignoriert.

Mainoni: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die Schwierigkeiten hat schon die ÖVP. Einige ÖVP-Kollegen, die dagegen sind, dürfen nichts sagen, weil es nicht opportun ist.

STANDARD: Ist die ÖVP ein dominanter Koalitionspartner?

Mainoni: Die ÖVP hat mitunter eine bemerkenswerte Disziplin. Ich fühle mich wohler in unserer Bewegung, wo man die Dinge ansprechen kann und ausdiskutiert. Ich höre bei manchen aus der ÖVP im Ministerrat die Zähne knirschen.

STANDARD: Haben Sie nicht das Gefühl, dass die ÖVP agiert, wie wenn sie in einer Alleinregierung säße?

Mainoni: Nein, durchaus nicht. Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass das der Seniorpartner ist. Und wir sagen schon intern, wenn wir uns überfahren vorkommen würden. Es läuft auch fair im Großen und Ganzen.

STANDARD: Woran liegt es dann, dass das BZÖ nach außen hin kaum mit Themen durchdringt?

Mainoni: Ja, das ist eine Frage, die mich natürlich schon auch beschäftigt. Der Start war großartig mit einem Bekanntheitsgrad von über 80 Prozent. Wir haben jetzt natürlich die schwierige Situation der inhaltlichen Umsetzung. Und das ist etwas, was auch ich unumwunden zugeben muss: Das ist optimierungsbedürftig. Jörg Haiders innovativer Geist muss in einer geeigneten Form und dann möglichst in allen Bundesländern spürbar sein. Auch ich bin so von mir eingenommen, dass ich der Ansicht bin, wir werden das schaffen.

STANDARD: Wie denn? Die Salzburger Landesgruppe besteht etwa nur aus Ihnen und dem Abgeordneten Markus Fauland?

Mainoni: Das stimmt einfach nicht. Die Salzburger Landesgruppe besteht inzwischen aus mehreren Hundert Mitgliedern und circa 250 bis 300 Interessenten. Aber unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, Mitglieder zu keilen.

STANDARD: Deshalb bedienen Sie sich auch der Ministeriumsstruktur, um für das BZÖ zu werben.

Mainoni: Ich weiß schon, es gibt die orangen Ministeriumsbroschüren, aber hängen wir uns darauf auf? Dass der Sepp Pröll ein ÖVPler ist, weiß jeder. Wenn wir sagen, wir sind BZÖ, dann wird das kritisiert nach dem Motto "Ihr dürft nicht sagen, dass ihr BZÖ seid".

STANDARD: Es ist also in Ordnung, wenn das BZÖ über seine Ministerien wirbt?

Mainoni: Wir müssen unsere Arbeit darstellen und sagen "Genau das ist BZÖ". Ich sehe darin keinen Missbrauch. Ich denke, das ist nicht illegitim. Wir passen schon auf, dass mit dem Steuergeld kein Missbrauch betrieben wird.

STANDARD: Wollen Sie mit der ÖVP nach den nächsten Wahlen weiterregieren?

Mainoni: Das ist natürlich im Kopf.

STANDARD: Da können Sie ja gleich fusionieren mit der ÖVP.

Mainoni: Gott sei Dank grenzen wir uns doch von der ÖVP ab. Inhaltlich, gesellschaftspolitischer Natur, aber auch was die Dynamik betrifft.

STANDARD: Können Sie sich eine schwarz-blau-orange Koalition vorstellen?

Mainoni: Eine realistische Einschätzung ist: Unter den derzeit handelnden Personen wird das nicht funktionieren. Aber sag niemals nie.

STANDARD: Schließen Sie ein gemeinsames Antreten bei den nächsten Wahlen aus?

Mainoni: Ja. Für uns ist die FPÖ jetzt ein Mitbewerber geworden, zu dem wir die gleiche Distanz wie zu allen anderen bewahren. Wir wollen uns nicht in einer Selbstzerfleischung ergehen.

STANDARD: Haben Sie eigentlich auch ein Angebot für die Zeit danach?

Mainoni: Sie meinen ein berufliches? Nein.

STANDARD: Ihnen wird nachgesagt, an einem Job in Seibersdorf interessiert zu sein?

Mainoni: Ich komme vor lauter Dementieren nicht mehr zusammen. Nein. Und das wäre auch relativ ungeschickt, anlässlich der Diskussionen, die sich bisher ergeben haben über zukünftige Arbeitgeber. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.8.2005)