Mehr als zwei Millionen Daten ruhen auf einem Server, bis zu 140 Computer berechnen laufend aktualisierte Information: An der Fachhochschule Hagenberg bei Linz, Abteilung Bioinformatik und Software Engineering für Medizin, wird im Projekt Biomisan an wissensbasierten Systemen für die Biomedizin gearbeitet. Sie sollen den Ansprüchen Evidenzbasierter Medizin (EbM) gerecht werden: "Wir prüfen laufend Labordaten, greifen auf bestehendes Fachwissen zurück und beurteilen in automatisierter Form neue Fälle", so Projektmitarbeiterin Karin Breuer. Ziel des Projektes: Laborärzten, Molekularbiologen und Pharmakologen vorhandenes Datenmaterial übersichtlich zu präsentieren.

Das fünfköpfige Team unter der Leitung von Thomas Kern hat Ergebnisse vorzuweisen, die in Zusammenarbeit mit Dermatologen und Molekularbiologen der Landeskliniken Salzburg, mit Wissenschaftern des Institutes für Genetik und allgemeine Biologie der Universität Salzburg sowie Partnern aus der Wirtschaft erarbeitet wurden. Eine lokale Biodatenbank wird bereits in der täglichen Laborarbeit eingesetzt. Ein Analysetool hilft beim Vergleich von Gensequenzen von Hautzellen.

Große Herausforderungen sind die Anbindung der Datenbank an andere öffentliche Biodatenbanken und das Erstellen einer gemeinsamen Oberfläche: "Die Schnittstellen zu eruieren war nicht leicht. Daten ändern sich rasch", so Breuer. Großen Raum nahm die Entwicklung eines Verfahrens zur computergestützten Überprüfung von Laborergebnissen ein. Ein weiterer Teil des Projektes befasst sich mit computerunterstützter Gewebetypisierung im Vorfeld von Organtransplantationen. Dafür wurde ein Softwareprototyp implementiert, der optimale Serenkombinationen zur Bestimmung des HLA-Typs eines Menschen herausfindet. Ein System zur automatischen serologischen Typisierung soll schließlich die Qualität der verwendeten Seren berücksichtigen. Unterstützung für Großlabors und Laborverbunde bietet das Team durch ein telemedizinisches Informationssystem, das zusammen mit einer Software-Engineering-Firma entwickelt wurde. Die Software LabExpert soll die Laboranweisungen von Ärzten auf Vollständigkeit und Richtigkeit erkunden.

Biomis, das durch das Impulsprogramm FHplus der FFG gefördert wird, läuft seit zwei Jahren. Weitere drei Jahre bleiben, um an einer Interaktionsdatenbank und an Verwaltungstools für eine Proteindatenbank zu tüfteln. (emu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.08.2005)