Mit einer ungewöhnlichen Aktion machen Minister mehrerer EU-Staaten gegen die Importbeschränkungen der EU für chinesische Textilien mobil. In einem gemeinsamen Gastkommentar, der am Donnerstag in der Financial Times erschien, schreiben sie, der Versuch, die Importe zu stoppen, sei "wirtschaftlicher Suizid". Die Beschränkungen gefährdeten Arbeitsplätze und könnten dazu beitragen, die Anzahl der Unternehmenskonkurse in EU-Ländern in die Höhe zu treiben. Die EU müsse die Beschränkungen lockern, sonst riskierten viele Firmen schwere wirtschaftliche Verluste.

Unterzeichner sind Karien van Gennip vom niederländischen Außenhandelsministerium, der dänische Wirtschaftsminister Bendt Bendtsen, der schwedische Industrieminister Thomas Ostros und die finnische Außenministerin Paula Lehtomaki.

Wie berichtet, wurden die für heuer ausgegebenen Einfuhrquoten etwa für Pullover und Hosen bereits ausgeschöpft. Deshalb wurden EU-weit rund 39 Millionen Textilien vom Zoll beschlagnahmt. Auch in Österreich sind 900.000 Textilien betroffen.

In Deutschland, wo auch eine Verfassungsklage gegen die Einfuhrquoten eingebracht worden war, meldete sich Wirtschaftsminister Wolfgang Clement mit einem Vorschlag zu Wort. Er schlug vor, Verträge, die vor der Ankündigung von Quoten abgeschlossen worden waren, von den Importbeschränkungen auszunehmen. Denn die meisten Textilien wurden verschifft, als sich noch nicht absehen ließ, dass die Quoten bald ausgeschöpft sind. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.8.2005)