Wien - Immer mehr Frauen suchen in den Wiener Frauenhäusern Schutz vor innerfamiliärer Gewalt. Waren es im Vorjahr 516 Frauen (und 453 Kinder), so wurden im ersten Halbjahr 2005 bereits 326 Frauen in den vier Einrichtungen der Bundeshauptstadt aufgenommen. Bis Ende Juni wurden 28.349 Aufenthaltstage gezählt, hieß es am Freitag in einer Pressekonferenz von Frauenstadträtin Sonja Wehsely (S).

Seit Jahren steigt auch die Zahl jener Frauen, die mit der ambulanten Beratungsstelle der Frauenhäuser in Kontakt treten. Sie wird vor allem von Betroffenen frequentiert, die nicht in ein Frauenhaus flüchten wollen, aber dennoch Rat und Unterstützung benötigen. Im Vorjahr fanden insgesamt 6.181 Kontakte statt. Davon waren 1.711 persönliche Kontakte, der Rest belief sich auf telefonische Information oder Beratung. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es 3.925 Kontakte, 2003 wurden 5.636 Beratungskontakte gezählt.

Zuständig für die Gewaltschutzeinrichtungen ist der Verein Wiener Frauenhäuser, der auch eine ambulante Beratungsstelle und 26 Nachbetreuungswohnungen unter sich hat. Insgesamt gibt es in Wien 164 entsprechende Wohnplätze für Frauen und Kinder. Die Mehrzahl der rund 80 Mitarbeiterinnen sind Sozialarbeiterinnen oder Psychologinnen. Die Stadt Wien förderte den Verein, in dem SPÖ-Gemeinderätin Martina Ludwig den Vorsitz führt, im Vorjahr mit rund vier Mio. Euro.

"Misshandelt zu werden, ist kein privates Schicksal. Gewaltausübung ist auch dann ein strafrechtliches Vergehen, wenn sie in den eigenen vier Wänden von einem Familienmitglied ausgeführt wird", betonte Wehsely. Es liege in der Verantwortung der Politik, alles zu unternehmen, um den Betroffenen Schutz, Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. Kritik übte sie in diesem Zusammenhang am Bund, der für die finanziellen Schwierigkeiten der Interventionsstellen zur Betreuung von Gewaltopfern verantwortlich sei. (APA)