"Die goldenen Zeiten der Heftromane sind vorbei." Das sieht Klaus N. Frick (siehe oben) ganz realistisch. Vor genau hundert Jahren, 1905 kam der erste deutsche Heft- oder Groschenroman auf den Markt, eine Übersetzung einer englischsprachigen "dime novel". Und schlug ein. Zwischen den Kriegen zählte man mehr als 100 Heftromanserien im deutschen Sprachraum. Nach dem 2. Weltkrieg gab es zahlreiche Verlagshäuser in Österreich, wie den Wiener Verlag Rolf Mauerhardt oder den E. Schwicker Verlag in Linz, der die "El Coyote"-Serie herausgab. Das "Schmutz und Schund"-Gesetz zum Schutze der Jugend, das 1950 in Kraft trat, und eine Verbreitungsbeschränkung setzten vielen dieser Verlage zu. Der KPÖ-Abgeordnete Ernst Fischer versuchte in einer Parlamentssitzung in den 50-er Jahren anhand der "Kapuzenmänner von Stammersdorf" zu zeigen, dass die Jugend verführt würde.

Die Heftroman-Szene war geschlechtsspezifisch geteilt. Während Männer Krimis, Western und Science-Fiction lasen, griffen Frauen zu Liebes-, Arzt- und Heimatromanen oder auch zu Sittenromanen (z. B. "Die rote Laterne"), in denen die romantisch-tragische Seite der Prostitution beleuchtet wurde. Selbst die Redaktionen sollen getrennt gewesen sein. Und natürlich gab es auch völlig unterschiedliche Gestaltungskriterien für Cover. Frauen sind auch heute noch die wichtigste Käufergruppe.

Der Groschenroman war die Literaturform der kleinen Leute, während Gebildete eher Bücher lasen. Aber als in den 60er-Jahren Taschenbücher auf den Markt kamen, bedeutete dies den Anfang vom Rückgang der Auflagenzahlen. In den 70er- und 80er-Jahren boomte Science-Fiction. "Und dann folgten drei Tiefschläge", so Frick, "erstens das Privatfernsehen, zweitens die Computerspiele Ende der 80er, Anfang der 90er und natürlich das Internet." Die Reaktion darauf: Das machen wir auch.

Selbst Frauen, ein wichtiges Zielpublikum, greifen heute lieber zu Taschenheften, "einem Mittelding zwischen Taschenbuch und Heftroman in einem kleineren Format als der Groschenroman", so Frick. Auflagenzahlen zu Perry Rhodan sind Frick unter Einschränkungen zu entlocken. "Die offizielle Zahl lautet 95.000". (ls, DER STANDARD, Printausgabe vom 20./21.8.2005)