Es war alles eh nicht so schlimm - außerdem: Glück haben wir auch gehabt! So tönt es nach dem Brückeneinsturz am Frequency-Festival von verschiedener Seite: Das Rote Kreuz war gleich zur Stelle, um den rund 70 Abgestürzten zu helfen, sodass die restlichen etwa 39.930 Fans in der Festivalgeländesenke wenig mit- und deshalb auch keine Panik bekamen. Und überhaupt - so der Veranstalter - sei die Besucherkapazität auf dem Salzburgring zum Unfallzeitpunkt keineswegs ausgeschöpft gewesen.

Doch Glück ist bekanntlich ein flüchtiges Gut, und die Postings erschrockener Frequency-Besucher auf derStandard.at sprechen eine andere Sprache: "Komplett überfüllt" sei die Behelfsbrücke kurz vor dem Zusammenknicken gewesen, schreibt da einer, der Zeuge des Unfalls wurde. Leute, die gingen, hätten aus Platzmangel gegen Leute, die kamen, angekämpft. Und weit und breit habe man keine Security-Leute erblickt.

Das sind Schilderungen, die misstrauisch gegenüber den vollmundigen Reden von ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen bei Massenevents machen - und zwar im konkreten Fall ebenso wie allgemein. Wurde die Hilfsbrücke bei ihrer behördlichen Prüfung wirklich auf jene Extrembelastungen hin getestet? Ist es überhaupt möglich, bei großen bis gigantomanischen Events, wo es dunkel und laut ist, wo Alkohol so stark fließt wie oft auch der Regen - und wo sich aufgrund dessen viele Besucher in einem Ausnahmezustand befinden - für umfassende Sicherheit zu sorgen? Die beachtliche Zahl kleinerer bis hin zu katastrophaler Unfälle (etwa die Massenpanik beim Snowboardspektakel auf dem Berg Isel 1999) stimmt da eher skeptisch. Und dazu, die Veranstalter aufzurufen, nicht ganz so auf Massenticketverkauf, sondern auch auf Veranstaltungsqualität zu setzen. (Irene Brickner, DER STANDARD - Printausgabe, 22. August 2005)