Optimistisch gibt sich Bernhard Tilg, der Rektor der UMIT, der Privatuniversität für Medizinische Informatik in Hall in Tirol. Für Tilg wachsen Bioinformatik und biomedizinische Informatik immer mehr zusammen - eine Entwicklung die im Zusammenspiel der UMIT mit den Kompetenzzentren HITT (Health Information Technologies Tyrol) und dem KTM (Kompetenzzentrum Medizin Tirol) vorangetrieben werden soll. Tilg verweist auf die weltweite Konjunktur der Systembiologie, die Daten aus der Genomik, der Proteomik und der Metabolomik (der Analyse von Stoffwechselprodukten) zu integrieren sucht, um entsprechende Targets etwa in der Krebsforschung zu finden.
Für Frank Eisenhaber, den Leiter der Gruppe Bioinformatik am Wiener IMP (Institut für Molekulare Pathologie), ist die Systembiologie hingegen mehr ein frommer Wunsch. Wie könne man von einer derartigen Überwissenschaft sprechen, wenn man noch nicht einmal die molekularen Mechanismen im Einzelnen verstehe? Klar, man könne Inhibitoren für bestimmte Proteine identifizieren, aber der gewünschte "Totalausfall" eines Prozesses lasse sich damit nur selten herbeizwingen. Denn gerade bei lebenswichtigen Mechanismen wie der Regulierung des Energiestoffwechsels gebe es mehrere Mechanismen.