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Claus Raidl, Vorstandschef des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm, will eine Art simplizifierten Kombilohn.

Foto: APA/Schneider
Alpbach – Angesichts der Arbeitsmarktkrise hat der Vorstandschef des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm, Claus Raidl, am Forum Alpbach einige provokante Vorschläge gemacht, wie das Problem seiner Ansicht nach gelöst werden könnte. Der in der Regierungspartei ÖVP einflussreiche Top-Manager schlug dabei unter anderem vor, die heutige Zuverdienstgrenze für Arbeitslose "dramatisch" zu erhöhen, um Beschäftigungslose möglichst rasch und effizient wieder in den normalen Arbeitsprozess einzubinden.

Verdoppelung der Zuverdienstgrenze

Auf Nachfrage des STANDARD sprach Raidl von einer "Verdopplung" der derzeitigen Zuverdienstgrenze samt auszuverhandelnder Deckelung. Damit kommt Raidls Vorschlag einer simplifizierten und für Arbeitslose attraktiveren Form des Kombi-Lohn- Modells gleich. Auch beim für 2006 geplanten Kombi-Lohn dürfen Arbeitslose nach derzeitigem Verhandlungsstand bis zur doppelten Geringfügigkeitsgrenze (647 Euro) dazuverdienen, müssten dann aber auf 50 Prozent des Arbeitslosenbezuges verzichten. Auch kennt der Raidl-Vorschlag keine Einschränkungen auf bestimmte Zielgruppen.

Wenn Arbeitslose aufgrund der derzeitigen Restriktionen pfuschen gehen, kann das Raidl in gewisser Weise nachvollziehen. Dies sei nicht von vornherein Missbrauch. "Man soll nicht sofort strafen, nur weil sich jemand was dazuverdient." Kein Verständnis hat Raidl hingegen für die Aufrechterhaltung des freien Zugang zu allen Lehrberufen und Universitätsstudien. Dort, wo klar sei, dass es nach der Ausbildung keine Jobs gebe, müsste der Zugang per Quoten und Tests beschränkt werden. Als Beispiele nannte Raidl die Studien Publizistik, Soziologie oder auch Architektur.

Saftige Lohnrunden der falsche Weg

Nichts kann der Stahlmanager Forderungen nach einer saftigen Lohnrunde abgewinnen. Dies sei der falsche Weg um die Inlandsnachfrage zu beleben. Es steige nur der Druck auf Betriebe, in Billiglohnländer abzuwandern.

Dafür übte er scharfe Kritik an den Sozialpartnern, die nur ihre Besitzstände verteidigten und "nichts" für die Arbeitslosen tun. Die "reiche" Wirtschaftskammer forderte Raidl etwa auf, Arbeitsstiftungen und Stipendien zu finanzieren. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.8.2005)