Wien - Die Ordensspitäler wären treffliche Vorbilder für ihre kommunale Konkurrenz, wenn es um Produktivitätssteigerung und mehr Effizienz geht. Würden die öffentlichen Häuser gleichziehen, ergäbe das viel "Spielraum für die Umverteilung öffentlicher Subventionen", heißt es in einer Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS): "Allein in Wien könnten bis zu 170 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln frei werden, wenn die kommunalen Spitäler die Produktivität von Ordenskrankenhäusern erreichen würden." Für Kärnten, das zweite Land, das analysiert wurde, errechneten die Experten 17 Millionen Euro "frei werdendes Subventionspotenzial".

Von Österreichs 272 Spitälern sind 42 von Ordensgemeinschaften getragen. Sie stellen rund ein Fünftel der akuten Versorgung sicher.

"Die Produktivität ist in den Ordensspitälern bei deutlich niedrigerer Personalintensität in beiden Bundesländern generell höher als in den öffentlichen Spitälern Kärntens und des Wiener Krankenanstaltenverbunds (ohne AKH)", sagt Studienleiterin und Gesundheitsökonomin Maria M. Hofmarcher im STANDARD-Gespräch. Die niedrigste Produktivität aller vier Gruppen ergibt sich für Wiens öffentliche Spitäler, die höchste für die Kärntner Ordenshäuser.

Messlatte für Geldgeber

Es habe sich gezeigt, dass die Produktivität - und zwar auch unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Versorgungsaufträge und gezielter Bereinigung der Leistungsspektren inkl. Ambulanzleistungen - in den Ordenshäusern in den letzten Jahren nicht nur höher war, sondern auch deutlicher gestiegen ist als in den kommunalen Spitälern. Laut Studie "bietet es sich daher an, die Leistungsfähigkeit von Ordenskrankenhäusern als Messlatte für die Finanzierung des Betriebsabganges im gesamten Markt heranzuziehen".

Eine Erklärung für das bessere Abschneiden der Orden sehen die Experten in den niedrigeren Zuschüssen der öffentlichen Hand: "Die betriebswirtschaftliche Motivation für Kosteneffizienz ist umso höher, je stärker eigene Budgets von allfälligen Defiziten betroffen sind." Hofmarcher: "Ich habe nicht das Gefühl, dass das Personal in den Ordensspitälern extra ausgepresst wird. Offenbar ist die Arbeits- und Ablauforganisation dort vergleichsweise effizienter gestaltet als in den öffentlichen Spitälern."

Eines betont die IHS-Expertin: "Es geht nicht um Personalabbau, sondern darum, wie die Ablauforganisation besser eingesetzt und die Vorhaltekapazität optimiert werden kann. Das so frei werdende Geld könnte für sinnvolle Umschichtungen in den Spitälern verwendet werden." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print, 25.8.2005)