"Wir wissen noch nicht, welche Bedrohung von einem Blitz wirklich ausgeht. Ob Blitze bei Hagelgewitter anders sind als bei normalen Gewittern, ob es Superblitze mit mehr als 300.000 Ampere gibt oder ob durch die Luftverschmutzung in Ballungszentren die Blitzaktivität steigt", erklärt der Leiter des Blitzortungssystems ALDIS, Gerhard Diendorfer.
Direkt-Messung
Die Forschungsstation auf dem Gaisberg wurde im Jahr 1998 in 1.280 Meter Seehöhe errichtet und seither technisch immer wieder aufgerüstet. Die EU, die Verbund Austrian Power Grid AG (APG) und ALDIS (Austrian Lightning Detection & Information System) erhoffen sich daraus wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft. Auf dem Salzburger Hausberg können die 50 Blitze, die jährlich in den 100 Meter hohen Sendemasten einschlagen, direkt gemessen werden.
Wegen seiner Kegelform und seiner Isoliertheit eigne sich der Gaisberg besonders zur Blitzforschung, so Diendorfer. "Der Sendemast sticht wie eine riesige Nadel in die Wolken." An der Mastspitze sind Sensoren installiert, die den Blitzeinschlag, der oft nur Millisekunden dauert, messen. Eine Kamera läuft permanent mit und liefert 1.000 Bilder pro Sekunde.
Wirtschaftlicher Hintergrund
Die meisten Blitze schlugen 2005 bis zum heutigen Tag mit 54.925 in der Steiermark ein, gefolgt von Niederösterreich (32.464) und Oberösterreich (24.815). Salzburg befindet sich mit 10.660 Blitzen im Mittelfeld. Warum der Verbund jährlich 30.000 Euro in die Blitzforschung steckt, erläuterte der technische Vorstandsdirektor der APG, Heinz Kaupa: "Wir gewinnen dadurch wertvolle Erkenntnisse, die die Ausfallsicherheit unseres Stromnetzes erhöhen. Denn der volkswirtschaftliche Schaden pro Stunde Blackout wird von Experten in Österreich mit 40 Millionen Euro beziffert." In 95 Prozent der Fälle, wo Blitze Stromleitungen treffen, werde die Versorgung nicht unterbrochen. "Aber diese restlichen fünf Prozent können letztendlich zu Ausfällen führen."