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Salzburg - Exakt 158.204 Blitze sind heuer bereits über Österreich rekordverdächtig niedergegangen, jährlich sind es im Schnitt 120.000. Trotz seiner Häufigkeit ist das Phänomen Blitz weltweit kaum erforscht. Auf Grund des fehlenden Wissens startete die EU im Juli ein internationales, 400.000 Euro teures Forschungsprojekt, an dem 18 Länder teilnehmen. Als Basis dient der Salzburger Gaisberg, wo als einzigem Ort in Europa Blitze gemessen werden.

"Wir wissen noch nicht, welche Bedrohung von einem Blitz wirklich ausgeht. Ob Blitze bei Hagelgewitter anders sind als bei normalen Gewittern, ob es Superblitze mit mehr als 300.000 Ampere gibt oder ob durch die Luftverschmutzung in Ballungszentren die Blitzaktivität steigt", erklärt der Leiter des Blitzortungssystems ALDIS, Gerhard Diendorfer.

Direkt-Messung

Die Forschungsstation auf dem Gaisberg wurde im Jahr 1998 in 1.280 Meter Seehöhe errichtet und seither technisch immer wieder aufgerüstet. Die EU, die Verbund Austrian Power Grid AG (APG) und ALDIS (Austrian Lightning Detection & Information System) erhoffen sich daraus wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft. Auf dem Salzburger Hausberg können die 50 Blitze, die jährlich in den 100 Meter hohen Sendemasten einschlagen, direkt gemessen werden.

Wegen seiner Kegelform und seiner Isoliertheit eigne sich der Gaisberg besonders zur Blitzforschung, so Diendorfer. "Der Sendemast sticht wie eine riesige Nadel in die Wolken." An der Mastspitze sind Sensoren installiert, die den Blitzeinschlag, der oft nur Millisekunden dauert, messen. Eine Kamera läuft permanent mit und liefert 1.000 Bilder pro Sekunde.

Wirtschaftlicher Hintergrund

Die meisten Blitze schlugen 2005 bis zum heutigen Tag mit 54.925 in der Steiermark ein, gefolgt von Niederösterreich (32.464) und Oberösterreich (24.815). Salzburg befindet sich mit 10.660 Blitzen im Mittelfeld. Warum der Verbund jährlich 30.000 Euro in die Blitzforschung steckt, erläuterte der technische Vorstandsdirektor der APG, Heinz Kaupa: "Wir gewinnen dadurch wertvolle Erkenntnisse, die die Ausfallsicherheit unseres Stromnetzes erhöhen. Denn der volkswirtschaftliche Schaden pro Stunde Blackout wird von Experten in Österreich mit 40 Millionen Euro beziffert." In 95 Prozent der Fälle, wo Blitze Stromleitungen treffen, werde die Versorgung nicht unterbrochen. "Aber diese restlichen fünf Prozent können letztendlich zu Ausfällen führen."

An der ALDIS-Blitzforschung beteiligen sich auch andere Projektpartner aus Wissenschaft, Forschung und Industrie mit insgesamt 70.000 Euro pro Jahr. Denn es gibt noch viele offenen Fragen: Senden Blitz Röntgenstrahlen aus? Wie gefährlich sind sie für Herzschrittmacherpatienten? Beim Absturz von Flugzeugen wird Blitzschlag als Ursache diskutiert. Das Sprichwort aus dem Volksmund "Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" stimmt in Wirklichkeit nicht. "Der Blitz sucht sich den höchsten Punkt. Vielleicht wurde da die Ursache mit der Wirkung verwechselt. Denn die Eiche zersprengt nach dem Blitzschlag, die Buche nicht", klärte Diendorfer auf.(APA)