Foto: Filmladen
Wien - Einen rosa Plüschhund mit Batteriebetrieb hat der Vater aus der Stadt mitgebracht. Das Geschenk, an dem die Kinder eine Zeit lang ihren Spaß haben, soll einen ganz bestimmten Zweck erfüllen. Aber das mechanische Spielzeug kann ein reales Äquivalent nicht so leicht ersetzen.

Die Höhle des gelben Hundes ist der zweite Langfilm der Regisseurin Byambasuren Davaa, einer gebürtigen Mongolin, die an der Münchner Filmhochschule studiert hat. Wie schon bei ihrem erfolgreichen Erstling Die Geschichte vom weinenden Kamel hat sie sich auch diesmal wieder in ihre Heimat begeben und semidokumentarische Beobachtungen in einen fiktiven Rahmen gestellt:

Der Titel des Films bezieht sich auf den "geschriebenen" Teil der Erzählung. Die sechsjährige Tochter einer Nomadenfamilie findet eines Tages einen jungen Hund und nimmt ihn mit zum Lagerplatz der Familie. Sie will das Tier behalten, der Vater ist dagegen. Die Durchsetzung seiner Entscheidung verzögert sich allerdings immer wieder. Und schließlich erhält die Anmerkung der Mutter, dass das Auftauchen des Tieres vom Schicksal bestimmt sei, unerwartete Bedeutung.

Nomaden-Alltag

Um diesen erzählerischen Kern und dessen dramatischen Spannungsbogen versammelt der Film Eindrücke vom Alltag der fünfköpfigen Familie, die sich nahe am Dokumentarischen bewegen: Man erhält Einblicke in einen Lebensraum - die weite Landschaft, die Jurte -, in Arbeitsschritte und -techniken und sieht, wie eines ins andere greift. Alles hat seine funktionale Bestimmung und seine Ordnung. Jeder hat seine Aufgaben zu erfüllen. Die Unterkunft und der Hausrat finden schließlich, wenn die Familie weiterzieht, auf sechs Ochsenkarren Platz.

Der zeitlos anmutende Charakter dieser traditionellen Lebensweise wird am Rande immer wieder von Verweisen auf die Gegenwart durchzogen. In der Umgebung finden sich verlassene Hütten, deren Besitzer abgewandert sind. Am Ende kreuzt ein einsamer Lautsprecherwagen den Weg der Familie, der zur Beteiligung an der kommenden Wahl aufruft.

Der Schwerpunkt des Films liegt allerdings näher an der unmittelbaren Lebensrealität seiner Protagonisten: Vor allem die kindlichen Laiendarsteller sorgen für überraschende Szenen, die sich wie kleine Selbstläufer zwischen den Verlauf der äußeren Handlung fügen. Während die Musik und manches Landschaftsbild wohl eher touristische Vorstellungen beflügeln, bleibt Die Höhle des gelben Hundes gerade in diesen Beobachtungen (von spielerischer Zweckentfremdung von Gebrauchsgegenständen und Buddhastatuen oder kleinen verschlafenen Balgereien) angenehm geerdet. Auch wenn Begriffe wie "Magie" die Promotion und Rezeption des Films begleiten, so sprechen diese Bilder doch eine ganz weltliche, gelassene Sprache.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2005)