Foto: Süddeutsche Cinemathek
Vampire tanzen. Tauben weinen. Lämmer schweigen. Katzen brauchen furchtbar viel Musik. Nur Hasen haben einen Furcht erregenden Kampfschrei: "Is' was, Doc?" Ein Hase, um genau zu sein. Falls es sich im Fall von Bugs Bunny tatsächlich um einen Hasen handelt. Und nicht um einen Pooka, ein gelegentlich zu schlechten Scherzen aufgelegtes, dem Alkoholmissbrauch nicht ganz abgeneigtes Fabelwesen in Hasengestalt, knapp zwei Meter groß und zuletzt in Begleitung von Jimmy Stewart gesehen.

Oder als Leopard im Gefolge von Katharine Hepburn. Oder als Barbra Streisand auf den Fersen von Ryan O'Neal. Mit einer gelben Rübe im Mund. Die Streisand. Nicht O'Neal. O'Neal ist Cary Grant ist Elmer Fudd: ein im Grunde liebenswertes Menschenwesen, das dem öden Dasein in einer zutiefst spießigen Umwelt dadurch zu entkommen trachtet, dass es selbst zum Spießer werden will. Koste es, wen und was es wolle.

Ryan O'Neal in Is' was, Doc? pflegt eine abstruse Seitenlinie der Musikologie - Steine zum Klingen bringen. Dabei gehört er unbedingt in die Arme einer starken Frau und den ganzen Tag lang abgeknutscht. Eine Barbra muss deshalb tun, was eine Barbra tun muss. Sie setzt aufs Schicksal und schickt ihren Traumtänzer-Mann aus kathartischen Gründen auf eine wilde Reise durch San Francisco, die einen schwächeren Charakter Verstand und Leben kosten würde. Es geht aber bloß eine Glasscheibe kaputt.

Im Gegensatz zu vielen "lustigen" Filmen aus den Siebzigerjahren hat diese Attacke auf die geistige und körperliche Gesundheit von Akteuren und Zuschauern wenig bis nichts von ihrem Witz verloren, was sicher mit dem Cartoon-Charakter der Protagonisten ebenso zu tun hat wie mit der bewussten Verankerung des Films in der cocktailgetriebenen Screwball-Tradition Schwarz-Weiß-Hollywoods: Keine Atempause, Komödie wird gemacht. Am Schluss ruft Schweinchen Dick: "That's all, Folks!", und wir sollten uns fragen, wo eigentlich das Pooka Barbra in unserem Leben ist. (DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.08.2005)