Wien - Der früh verstorbenen slowakischen Dichterin Zofia Chuda (1965-1996) widmet das erste Wiener MigrantInnen Theater Die Menschenbühne ein kleines Festival in der Wiener Urania. Uraufgeführt werden in deutscher Sprache die beiden Stücke "Krotka" und "Slowakische Hochzeit", Bestandsaufnahmen eines Frauenlebens zwischen Resignation und Aufbegehren inmitten einer hierarchischen Welt. Premiere ist am 5. bzw. am 10. Mai. Biographisches Zofia Chuda wurde am 22. November 1965 im slowakischen Tatragebirge geboren. Zur Strafe für ein satirisches Gedicht der 13-Jährigen über Leonid Breschnew verbot man ihr den Besuch einer Berufsschule, und sie wurde Landarbeiterin in ihrem Heimatdorf. Die probeweise Leitung der Dorfbibliothek wurde ihr wieder untersagt, weil sie ausschließlich Gedichtbände ankaufte. Ein Großteil ihres eigenen lyrischen Werks entstand zwischen 1985 und 1989. Nach der "samtenen Revolution" wandte Chuda sich der Dramatik zu, schrieb einen autobiografischen Roman und sprachexperimentelle Werke. Das Stück "Krotka" wurde "wegen unmoralischer Tendenzen" abgelehnt, der siebenteilige Dramenzyklus "Slowakische Hochzeit", ein monumentales "Sittenbild aus der Gegenwart", blieb Fragment. Am 12. August 1996 beging die Dichterin am elterlichen Hof Selbstmord. Das Ungesagte trägt die Stücke Für ihre Stücke wünschte Chuda sich, sie sollten "nicht gespielt, sondern auf der Bühne gelebt werden. Es ist mir klar, dass ich keine Stücke für Schauspieler schreibe, sondern für Darsteller, die es satt haben, auf der Bühne nichts anderes zu tun als im Leben, nämlich Rollen spielen. Je näher die Darsteller sich selbst kommen, umso besser. Zu sich kommen, wie aus einer Ohnmacht erwachen..." Beide Stücke kreisen um die leise alltägliche Gewalt. "Krotka", nach der Novelle "Krotkaja" von Fjodor M. Dostojewski, handelt von einer Frau, die nur geheiratet hat, um ihren tristen Lebensverhältnissen zu entkommen. Der Mann, selbst ein Außenseiter, nimmt sie mit in ein selbst gewähltes Exil, als letztes Bindeglied zur Gesellschaft. In "Slowakische Hochzeit" treffen drei Generationen von Frauen aufeinander und rechnen miteinander ab. In beiden Texten spielt das Schweigen, das Ungesagte, eine wichtige Rolle. Die Urania Menschenbühne wurde 1996 vom Festwochen-Musikdramaturgen und Journalisten Christian Baier und der Dramaturgin Zdenka Bokorova gegründet und ist Wiens einziges deutschsprachiges MigrantInnentheater. Die Darsteller sind großteils Laien. Erstmals dabei ist die bulgarische Schauspielerin Silvia Guenova. Regie führen Baier ("Krotka") und die Initiatorin der Festwochen-Reihe "Zeit/Schnitte", Elisabeth Wäger ("Slowakische Hochzeit"). Die Musik stammt vom kroatischen Multimediakünstler Kresimir Nikolic. (APA) "Krotka" wird aufgeführt am 5., 6., 16. und 17. Mai; "Slowakische Hochzeit" am 10., 11., 23. und 24. Mai jeweils 20.00 Uhr Ort: Wiener Urania, 1., Uraniastraße 1 Reservierungen unter 01/712 61 91 zwischen 14.30 und 20.00 Uhr