Heidi Weinhäupl

Wien - Die Zeiten, in denen der häufigste Suchbegriff im Internet das Wort "Sex" war, sind vorbei: MP3's, komprimierte Musikdateien, haben dem zwischenmenschlich-virtuellen den Rang abgelaufen. Dabei kann der Internetsurfer auf Musik-Tauschbörsen wie "Napster" und "Gnutella" zurückgreifen. Diese stellen die technische Infrastruktur zur Verfügung, um auf den Rechnern anderer User nach Songs zu suchen - und auf die eigene Festplatte herunter zu laden.

Nun bekommt vor allem das beliebte Napster immer mehr Gegenwind: Nach dem amerikanischen Verband der Musikverleger klagte diese Woche auch die Heavy-Metalband Metallica einige US-Universitäten sowie Napster selbst wegen der Verbreitung von illegalen Musikfiles und Copyright-Verstößen. Worauf einerseits einige Unis Napster auf ihren Netzen verboten haben, andererseits die Metallica-Website gehackt und mit dem Spruch "Leave Napster alone" versehen wurde.

Auch der Rapper Dr. Dre stellte ein Ultimatum - seine Titel müssten bis Freitag vom Austausch durch Napster ausgeschlossen werden. Rein technisch sei das bei Napster möglich, meint der MP3-Redakteur Richard Pettauer von libro-online, da in der zentralen Datenbank Suchbegriffe gesperrt werden könnten. Doch die rechtliche Situation sei umstritten: "Nach amerikanischem Recht dürfen nur Technologien verboten werden, die primär illegalen Zwecken dienen", so Pettauer. Und Napster dient dem Austausch von Daten - nicht unbedingt nur illegalen.

Geschädigte Künstler

Die großen Musiklabels argumentieren vor allem mit dem Verdienstentgang der Künstler. Doch das, so Pettauer, treffe eigentlich nur einen kleinen Teil der Musiker - nämlich die besonders erfolgreichen. Den anderen bietet MP3 eine Chance, bekannter zu werden. Trotzdem muss der Künstler auf sich aufmerksam machen - und die Mittel für effizientes Marketing haben wiederum die großen Labels. Die "große Schere zwischen den Interessen der Musiker und Konsumenten auf der einen Seite und der Musikindustrie auf der anderen", wie es Pettauer ausdrückt, ist eines der Themen der Micafocus 2, die am 2. Mai im Museumsquartier Wien des "musik und informations centrums austria" veranstaltet wird. http://www.mica.at