DerStandard.at/fercher
Die Faustregel ist einfach wie wahr: In Zeiten flauer Wirtschaft steigt die Nachfrage nach Weiterbildung: Ein Automatismus, der sich einer OECD-Studie zufolge ein weiteres Mal bewahrheitet hat. International steigen die Ausgaben für Weiterbildung an, in Österreich nahmen 2003 sogar 89 Prozent aller Erwerbsfähigen an den verschiedensten Weiterbildungsveranstaltungen teil. Ein hoher Prozentsatz, der höchste im internationalen Vergleich. Im EU-Schnitt betrug der Anteil nur 42 Prozent.

Je höher das Bildungsniveau ..."

Dass die Bereitschaft zur Weiterbildung jeglicher Art sehr hoch ist, bestätigt auch WIFI-Institutsleiter Michael Landertshammer: "Österreich steht, was die Weiterbildung betrifft, ganz gut da." Regelmäßig bilden sich seiner Erfahrung nach aber vor allem diejenigen weiter, die ohnehin ein hohes Ausbildungsniveau genießen: "Etwa 25 Prozent jener, die zumindest Matura haben, nehmen regelmäßig an Kursen teil, bei den unteren Bildungsschichten sind das nur mehr bei etwa fünf Prozent."

"... desto höher die Bereitschaft zur Weiterbildung

Ein Umstand, der auch beim OECD-Spitzenreiter Österreich einigen Handlungsbedarf zeigt. "Die Lust am Lernen muss von Anfang an vermittelt werden", meint Landertshammer und appelliert an Eltern und Volksschulen, schon den Kindern diese Fähigkeit mitzugeben. Denn "Lebenslanges Lernen" wird in Zukunft zum Alltag gehören. Vor allem AkademikerInnen sagen Zukunftsforscher innerhalb des Erwerbslebens mehrere Berufswechsel voraus, denen intensive Bildungsphasen vorangehen. Aber auch im nichtakademischen Bereich ist Weiterbildung ein wichtiger Erfolgsgarant: "Sobald unsere Klienten die Nützlichkeit von Weiterbildung erkennen, ist das Engagement sehr hoch", attestiert Hermann Zemlicka, der Arbeitskräfte nach individueller Weiterbildung an Firmen vermittelt. "Vor allem bei Frauen haben Lust zum Lernen".

Kosten und Nutzen

Aber nicht nur, um die Erwerbstätigkeit zu sichern, auch für die persönliche Entwicklung ist Weiterbildung sinnvoll. Was vom selbstständigen Gang zum Bildungsinstitut abhält, ist oftmals das ungelöste Finanzierungsproblem. Bildungschecks und Weiterbildungsförderungen können hier finanzielle Hemmschwellen abbauen helfen. Das "Bildungskonto" der Arbeiterkammer fördert Weiterbildungskurse zu 50 Prozent. Ein weiterer Anreiz, wieder mal die Schulbank zu drücken: Kosten für Bildungsmaßnahmen sind steuerlich absetzbar.

Wohin soll ich mich wenden?

Doch auch wenn die Finanzierung geklärt ist, bleibt die Qual der Wahl aus dem großen Angebot. "Im Vordergrund sollte immer die eigene persönliche Entwicklung stehen", ist Michael Landertshammer überzeugt und rät davon ab, Weiterbildung nur am Maßstab der wirtschaftlichen Verwertbarkeit anzulegen. "Stärken ausbauen und Schwächen ausmerzen", sollte das übergeordnete Motto bei der Wahl des richtigen Kurses sein. Im Zusammenhang von Berufswechsel oder Karriereplanung kann allerdings professionelle Beratung eine große Hilfe sein.

E-Learning

Nicht nur für Weiterbildungswillige, die geografisch eingeschränkt sind, ist E-Learning eine interessante Alternative zum schulähnlichen Kurssystem von WIFI und Co. Bequem, günstig und effizient ist das Lernen am Bildschirm, Selbstverantwortung und technische Grundausstattung vorausgesetzt. Die digitale Lernkultur entwickelt sich langsam aber stetig und gilt unter Personalchefs als der Zukunftsfaktor in der betrieblichen Weiterbildung, auf den auch immer mehr Anbieter setzen. Laut einer Studie der Economist Intelligent Unit (EIU) des britischen Wochenmagazins "The Economist" nimmt Österreich beim E-Learning bereits Rang 15 unter 60 untersuchten Ländern ein.

Egal ob im digitalen oder im realen Klassenzimmer, dass "Lebenslanges Lernen" längst kein leeres Schlagwort sondern unabdingbar für ein erfolgreiches Berufsleben ist, darüber sind sich Arbeitnehmer wie Arbeitgeber einig. "Sich nicht weiterzubilden, heißt schlicht und einfach stillzustehen". (mhe)