Microsoft-Gründer Bill Gates

Das nächste Windows soll stabiler, etwas schneller, ein bisschen bunter und vor allem sicherer werden. Auf einer Fachkonferenz stimmt Microsoft die IT-Welt in dieser Woche auf Windows Vista ein, das bis Ende nächsten Jahres fertig werden soll. Manche Verbesserung hat sich Microsoft bei der Konkurrenz abgeschaut, bei anderen beschreitet das Unternehmen neue Wege.

"Bei uns gibt es immer dann eine PDC, wenn es etwas wichtiges Neues gibt"

Rund 7.000 Teilnehmer aus 48 Ländern sind am Dienstag zur Eröffnung der "Professional Developers Conference" (PDC) in Los Angeles zusammengekommen. "Bei uns gibt es immer dann eine PDC, wenn es etwas wichtiges Neues gibt", sagte Microsoft-Manager Tim O'Brien vor der Eröffnungsrede von Bill Gates. Diesmal stimmt der Software-Marktführer die Programmierer und IT-Spezialisten vor allem auf das neue Windows ein, das bis vor kurzem noch auf den Namen "Longhorn" hörte und jetzt als "Vista" geführt wird.

Unter der Motorhaube

Der Name bedeutet so viel wie "Aussicht", aber die meisten Neuerungen des PC-Betriebssystems werden den Anwendern verborgen bleiben: Weil sie den innersten Kern des Betriebssystems, den "Windows-Kernel", betreffen, finden sie gewissermaßen unter der Motorhaube statt. Mit Vista erreicht die interne Versionsbezeichnung des Kernels den Stand 6.0, während es beim Wechsel von Windows 2000 zu Windows XP nur einen kleinen Schritt von 5.0 auf 5.1 gab.

Den gefürchteten "Bluescreen", also den plötzlichen Windows-Absturz, soll Vista so weit wie möglich vergessen machen. Deswegen werden die meisten Gerätetreiber nicht mehr in den Kernel eingebunden. Stattdessen bleiben sie eine Etage darüber im "User-Mode", wo sie die Computer-Hardware nicht in Verwirrung bringen können. "Gerade die Gerätetreiber waren bisher für einen wesentlichen Teil der Bluescreens verantwortlich", erklärt der für Windows Vista zuständige Produktmanager Greg Sullivan.

Erinnert an Mac OS X

Was auf der Oberfläche von Windows Vista zu sehen ist, erinnert auf den ersten Blick ein bisschen an Mac OS X, das aktuelle Betriebssystem der Apple-Rechner: Als Namensgeber von Windows erscheinen die Fenster mit einem aufpolierten Rahmen, der den Hintergrund durchscheinen lässt. Wird der Mauszeiger auf das Kreuz in der oberen rechten Fensterecke bewegt, leuchtet dieses rot auf – vielleicht wird man so seltener aus Versehen ein Fenster schließen, wenn man es eigentlich nur vergrößern oder verkleinern will.

Nicht mehr als Pixelbild, sondern als Vektorgrafik dargestellt

Icons, also die kleinen Symbole auf dem Desktop, werden in Vista nicht mehr als Pixelbild, sondern als Vektorgrafik dargestellt. Dadurch können sie beliebig vergrößert werden, ohne dass dabei hässliche Treppenstufen erscheinen. Und das Startmenü von Windows wird gründlich aufgeräumt: Es zeigt zunächst nur die am häufigsten verwendeten Programme an. Die anderen tauchen auf, wenn man ihren Namen in ein Eingabefeld eintippt. Damit ist Schluss mit dem endlosen Aufklappen von immer neuen Felder im Startmenü.

XML

Das neue Windows nutzt auch mehr als bisher den XML-Standard. So können Programmierer die grafische Gestaltung ihres Programms mit Hilfe der XAML-Technik (Extensible Application Markup Language) vom eigentlichen Programmcode trennen – und der Software einfacher als bisher neue Kleider überziehen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das Open-Source-Projekt XUL (XML User Interface Language).

Mehr Tempo beim Arbeiten am Computer verspricht eine Art Turbolader mit der Bezeichnung "Superfetch": Dieser merkt sich, welche Programme am häufigsten gestartet werden. Ein Teil des Codes dieser Anwendungen wird dann beim Systemstart automatisch mit in den Arbeitsspeicher geladen. Wird das Programm dann tatsächlich gestartet, bietet es sofort seine Dienste an.

"Wir müssen ein System ausliefern, das beim Umgang mit dem PC sehr viel mehr Vertrauen bietet"

"Wir müssen ein System ausliefern, das beim Umgang mit dem PC sehr viel mehr Vertrauen bietet", sagt Sullivan. Deshalb sei an vielen Stellen die Sicherheit verbessert worden. Um etwa den Computer besser als bisher vor Fehlern des Anwenders ebenso wie vor Angriffen von außen zu schützen, bietet Windows Vista endlich eine ausgereifte Mehrbenutzerverwaltung. Auch ohne lästige Einschränkungen bei der PC-Nutzung wird es nun möglich, das System als einfacher "Nutzer", also ohne Administrator-Rechte, zu bedienen. Bei Linux ist dies schon seit Jahren üblich. Sicherer soll jetzt vor allem auch der Browser werden – mit Windows Vista wird die Version 7 des Internet Explorers eingeführt.

"Das bedeutet, das wir andere Entwickler für die Microsoft-Plattform begeistern wollen"

Unter den Teilnehmern der viertägigen Konferenz ist auch der Münchner Programmierer Dirk Primbs, der für Microsoft als "Evangelist" tätig ist. "Das bedeutet, das wir andere Entwickler für die Microsoft-Plattform begeistern wollen", erklärt Primbs zu seiner ungewöhnlichen Funktionsbezeichnung und fügt hinzu: "Was technologisch bei Vista passiert, ist ein Riesenberg." Wer diesen schon vor der Einführung des neuen Systems besteigen will, kann sich ab Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres die erste öffentlich verfügbare Beta-, also Vorabversion genauer anschauen. (APA/dpa)