Aber wie kommt man eigentlich dazu, ausgerechnet nach Chemnitz "abzubiegen", für das Mozartjahr 2006 lohnt der Umweg nicht, das wird auch hier üppig ausfallen; wer sich allerdings ohnehin entschieden hat, etwa Leipzig zu besuchen, das mit dem Billigflieger Air Berlin ab 75 € pro Strecke verführerisch nahe gerückt ist, sollte auf den kleinen Umweg nicht verzichten.
Die Stadt ist Teil der Europäischen Henry van de Velde Route, eines architektonischen Pfades, der sich von Frankreich durch Belgien bis nach Deutschland zieht und Repräsentanten des beachtlichen Jugendstil-Erbes des Künstlers miteinander verbindet. In Chemnitz reicht ein Spaziergang durch das Kaßberg-Viertel, um diese Epoche zu erwandern.
Noch komprimierter in Sachen Jugendstil ist ein Besuch der Villa Esche, dem heutigen Van-de-Velde-Museum, das als einziges Deutschlands seine Kunsthandwerke gesammelt hat. Nebst der so typischen Karstadt-und-Kaufhof-Architektur, die auch vor Chemnitz nicht Halt gemacht hat und dem Relikt einer übergroßen Marx-Büste recht hilflos gegenübersteht, blieb angenehmerweise der Theaterplatz mit dem Opernhaus und dem König-Albert-Haus sehr homogen erhalten. Letzteres beherbergt vor allem eine ansehnliche grafische Sammlung und wer nach diversen Werken von Munch und Dürer fahndet, wird hier fündig.