Helmut A. Gansterer liebt Autos. Das ist gut so – für ihn. Doch nicht alles, was gut für den einzelnen ist, macht auch den Rest der Welt glücklich. Ein guter Bekannter arbeitete in einer Firma. Ein Kollege von ihm liebte echt gute Musik und hatte Raritäten dabei, die ihm alle neidig waren. Blöderweise liebte er es, im Büro diese Musik auf volle Lautstärke zu drehen und dazu auch noch zu singen, wie er es bezeichnete bzw. zu gröhlen, wie die Kollegen meinten. Er braucht das, um gut arbeiten zu können und glücklich zu sein. Die fünf anderen Mitarbeiter brachte sein Glück zur Weißglut, sie konnten bei der Lautstärke nicht mehr gut arbeiten. Blöd für die Firma.

Für das Unternehmen Österreich ist die massive Förderung des Autofahrens kein Gewinn. Allein der Pkw-Verkehr in Österreich verursacht jährlich um rund sechs Milliarden Euro mehr an Kosten und Schäden, als über Steuern, Abgaben und Mauten bezahlt wird. Allein die nicht gedeckten Kosten durch die mehr als 42.000 Verkehrsunfälle im Jahr verursachen einen Schaden von mehr als 4,4 Milliarden Euro. Den größten finanziellen Schaden erleiden Unternehmen, die auf die Arbeitskraft eines Mitarbeiters verzichten müssen, weil dieser dank eines Alkolenkers wochenlang im Krankenstand ist. Das Märchen von der Melkkuh ist gut, aber halt wirklich nur ein Märchen. Tatsächlich ist der Autoverkehr der Melker. Während der Sektor öffentlicher Verkehr dank der zahlreichen heimischen Industrien einen Handelsbilanz-Überschuss von rund 770 Millionen Euro im Jahr erwirtschaftet, bringt der Straßenverkehr dem Unternehmen Österreich ein Handelsbilanz-Defizit von 1,9 Milliarden Euro.

Das Auto ist ein vernünftiges Verkehrsmittel. Aber nur eines von vielen. Fallen die staatlichen Subventionen weg, dann wird das Auto auch vernünftig eingesetzt. Anrainer, sei es am Wiener Gürtel oder entlang der Transitstrecken in Tirol und Salzburg, können dann wieder aufatmen. Die Luft wird sauberer, der Verkehrslärm sinkt. Weniger Verkehr bringt auch weniger Staus und entlastet damit die Wirtschaft. Eine VCÖ-Studie zeigt, dass allein den Unternehmen die Staus mehr als 3,3 Milliarden Euro kosten.

Die Regierung pumpt nun nochmals 28 Millionen Euro ins Autofahren und erhöht Kilometergeld und Pendlerpauschale. Die Pendlerpauschale ist eine Zersiedelungsprämie. Eine gute Bekannte ist vor drei Jahren freiwillig von Wien, wo sie arbeitet, ins Grüne nach Baden gezogen. Als Belohnung für die höhere Lebensqualität im Grünen bekommt sie vom Staat auch noch die Pendlerpauschale. Der Sinn der Pendlerpauschale, jene, die keinen Job am Wohnort finden, die Anreise zum Arbeitsplatz zu ermöglichen, ist heute in vielen Fällen ad absurdum geführt.

Menschen wie Gansterer überraschen mich immer wieder aufs Neue. Redest man mit ihnen über Erfolg in der Wirtschaft, dann hört man, wie wichtig Effizienz und marktwirtschaftliche Anreize sind. Staatliche Subventionen sind das letzte. Dann kommt die Rede auf das Thema Verkehr und plötzlich ist alles anders. Das letzte (staatliche Subventionen) ist plötzlich das Erstrebenswerte. Gansterer schreibt, Autofahren ist gut fürs Hirn. Mit seinem Kommentar beweist er das Gegenteil.