Der Kinderpsychiater Max Friedrich wird neuer Leiter der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Er folgt in dieser Funktion Helmut Schüller. Friedrich wird sein Amt am 1. Oktober antreten, hieß es am Donnerstag in einer Pressemitteilung der Erzdiözese. Der Übergabe erfolge "in enger Kooperation und positiver Absprache" mit Schüller, hieß es.

Hinter dem Wechsel steht laut Erzdiözese einerseits der Wunsch Schüllers, sich noch mehr der Studentenseelsorge widmen zu können und andererseits die Überlegung, die Ombudsstelle von einem Nichtkleriker leiten zu lassen. Im Leitungsgremium sei dabei von der Überlegung ausgegangen worden, dass Opfer von Übergriffen durch Kleriker noch mehr Mut haben werden, sich an die Ombudsstelle zu wenden, wenn ihr unmittelbarer Gesprächspartner dort kein Priester ist.

Vollständige Anonymität

Er verstehe die Ombudsstelle als offene Stelle, "an die sich jeder wenden kann, wenn er den Eindruck hat, es gibt Übergriffe durch Angehörige der katholischen Kirche, Geistliche wie Laienmitarbeiter", sagte Friedrich am Donnerstag im Gespräch mit "Kathpress". Bei Wahrung vollständiger Anonymität würden die Mitarbeiter der Stelle alle Hinweise und Beschwerden entgegen nehmen, bei Bedarf an die zuständigen Stellen weiterleiten, aber auch selbst Beratung anbieten oder professionelle Therapien vermitteln.

Eine der wichtigsten Aufgaben werde es sein, so Friedrich, Kriterien auszuarbeiten, nach denen schon bei der Einstellung in den kirchlichen Dienst oder auch bei ehrenamtlicher Mitarbeit Personen mit entsprechenden pädophilen Neigungen möglichst früh "ausgesiebt" werden. Dazu brauche es neben dem Kriterienkatalog aber auch noch verstärkte Bewusstseinsbildung unter den kirchlichen Verantwortlichen sowie entsprechende Informationen.

Der Dienst der Wiener Ombudsstelle erfolgt anonym und kostenlos. Im unterstützenden Team befinden sich Psychologen, Psychotherapeuten, Juristen, aber auch Priester. (APA)