Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/dpa/May
"Ich bedaure den tragischen Vorfall zutiefst", sagte Gesundheitsstadträtin Renate Brauner (SP) am Donnerstag. Eine falsche Injektion hatte am 8. September im Krankenhaus Hietzing (vormals: Krankenhaus Lainz) zum Tod einer 66-jährigen Patientin geführt. Der Frau wurde ein Chemotherapeutikum, das zur intravenösen Verabreichung gedacht ist, ins Rückenmark injizierte. Obwohl der Irrtum sofort bemerkt wurde, starb sie acht Tage später.

"Es ist jetzt unsere Aufgabe, alles daran zu setzen, um in Zukunft solche Fälle zu vermeiden," sagte Stadträtin Brauner. Dafür wird AKH- Krebsspezialist Christoph Zielinski alle bestehenden Sicherheitsmaßnahmen überprüfen und Vorschläge für neue Standards erarbeiten.

Auf der Suche nach Erklärungen

Indes sucht man in Lainz nach Erklärungen: "Es war ein Black-out", meint Primarius Klaus Geissler, Vorstand der onkologischen Abteilung. Eine Schwester hatte die beiden Medikamente, die sehr ähnlich verpackt sind, verwechselt. Der Arzt, der die Letztverantwortung trägt, bemerkte den Fehler nicht und injizierte der Patientin, die an einer schweren Krebserkrankung litt, das falsche Mittel.

Hinzu kam das Versagen einer weiteren Vorkehrung: Die Behandlung verläuft normalerweise so, dass an einem Tag eine Spritze ins Rückenmark, am darauf folgenden eine in die Venen verabreicht wird – um Verwechslungen zu vermeiden. "Aufgrund des Fehlens eines Befundes hat sich die Behandlung verzögert und das Venenmittel lag neben dem Rückenmark-Medikament", erklärt Geissler.

Zusätzliche Kennzeichnung

Im Krankenhaus Hietzing wurden schon Konsequenzen gezogen: Die Verpackungen werden zusätzlich gekennzeichnet und die Medikamente gegenseitig durch Arzt und Schwester überprüft. Der betroffene Arzt hat nach einer Beurlaubung wieder seine Arbeit aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Das Lainzer Spital – das erst kürzlich in "Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel" umbenannt wurde und getrennt vom angrenzenden Geriatriezentrum verwaltet wird – stand zuletzt aufgrund der Mordserie an Patienten Ende der 80er-Jahre im Blickpunkt der Öffentlichkeit. (kri/DER STANDARD; Printausgabe, 30.9.2005)