Wien - Am Montag wurde im Rahmen eines Festakt aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Wiederbegründung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften prominenten Künstler und Wissenschaftern das Ehrenzeichen verliehen. Es ist die höchste Auszeichnung der Republik auf diesen Gebieten, mit ihr ist die Aufnahme in die Kunst- bzw. Wissenschaftskurie verbunden.

Bundespräsident Heinz Fischer, der die Verleihung persönlich vornahm, sprach von "einer auserlesene Gruppe" von Persönlichkeiten, die ausgezeichnet wurden. Die Kurie sei ein Garant dafür, dass Kunst und Wissenschaft ihre gesellschaftlichen Funktionen wahrnehmen. Fischer sagte in Richtung Friedrich Cerha, dass er sich einst nicht habe träumen lassen, seinem Musikprofessor einmal eine derartige Auszeichnung verleihen zu können: "Ich bin fast gezwungen, mich bei Ihnen für den einen oder anderen Schabernack von damals zu entschuldigen."

Ausgezeichnet wurden der in Österreich geborene, von den Nationalsozialisten vertriebene US-Medizinnobelpreisträger Eric Kandel und der aus Tschechien gebürtige, in den USA arbeitende Virologe Peter Palese. Die beiden wurden in die Auslands-Kurie Wissenschaft aufgenommen. Sie setzt sich aus 18 Persönlichkeiten zusammen, 18 weitere sind österreichische Wissenschafter. Analog setzt sich die Kunst-Kurie zusammen, in die heute der Komponist Friedrich Cerha und die Medienkünstlerin Valie Export als Österreicher, die deutschen Künstler Georg Baselitz und Anselm Kiefer sowie die aus dem Irak stammende Architektin Zaha Hadid als Ausländer aufgenommen wurden.

Der Komponist Friedrich Cerha dankte namens der Ausgezeichneten: Er habe "lange Zeit ein gelinde gesagt ambivalentes Verhältnis zu kulturellen und staatlichen Institutionen gehabt". Seit den sechziger Jahren habe sich aber vieles gewandelt, vieles zum Positiven: "Das hat viele Kulturschaffenden zu einer Art Waffenstillstand gebracht."

Zudem wurde das Ehrenzeichen folgenden ausländischen Künstlern zuerkannt, die allerdings nicht anwesend sein konnten: dem Schweizer Schauspieler Bruno Ganz, dem 97-jährigen brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer, der US-Bildhauerin Louise Bourgeois und dem französischen Maler Pierre Soulages. Ihnen wird voraussichtlich der jeweilige österreichische Botschafter das Ehrenzeichen in ihrer Heimat überreichen. "Damit ist die Gruppe der Auserwählten fast komplett", sagte Kunststaatssekretär Franz Morak (V).

Den Festvortrag hielt Eric Kandel. Er sprach über seinen eigenen Lebensweg und seine Arbeit sowie über "Eine Parallele zwischen radikalem Reduktionismus in der Wissenschaft und in der Kunst", über die Brückenfunktion der Neurowissenschaften zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Er kam der Bitte, auf Deutsch zu sprechen, gerne nach, "schon allein, um mein Wienerisch zu üben." Eine Aufführung von Cerhas "Spiegel I, VI" rundete den Festakt ab. (APA)