Sommer bei Nächtigungen nur noch knapp vorn
Traditionellerweise kommen österreichische Beherbergungsbetriebe im Sommer auf deutlich mehr Gästenächtigungen als im Winter. Der Überhang ist zuletzt aber stark geschmolzen, der Sommer liegt in der Nächtigungsstatistik nur mehr knapp voran. "Bald wird es 50:50 stehen und der Winter eindeutig die stärkere Saison sein", schätzt Peter Zellmann vom Ludwig Boltzmann Institut für Freizeit- und Tourismusforschung. Im Sommer müsse man sich auf noch mehr Konkurrenz durch "Sonnenländer" einstellen. Im Winter könne Österreich mit jungem Image punkten. Das gelingt vor allem in den neuen EU-Staaten und in Russland. "In den Viersternehotels, etwa in Bad Kleinkirchheim, findet man immer weniger Deutsche oder Österreicher, aber viele neue Kunden aus Polen, Tschechien, der Slowakei", sagt Wolfgang Eder, Initiator des World Winter Forums.
Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass die Bedeutung des Tourismus in einer Gesellschaft mit mehr und mehr Freizeit weiter zunimmt. Bereits jetzt ist der Tourismus eine der tragenden Säulen der österreichischen Volkswirtschaft. Laut Wirtschaftsforschungsinstituts trägt die Branche direkt oder indirekt mit gut neun Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Inklusive Freizeitwirtschaft kommt man auf 17 Prozent.
Gewaltiges Potenzial
Um das gewaltige Potenzial zu heben, das in Österreich insbesondere im Winter da ist, sei es notwendig, rasch auf sich ändernde Gewohnheiten zu reagieren. Tourismusforscher Zellmann: "Das Problem ist, dass die Veränderungen schleichend passieren und mit freiem Auge fast nicht sichtbar sind. Auch wenn die Veränderung nur klein ist, pro Jahr vielleicht zwei Prozent, sind es nach zehn Jahren aufsummiert zwanzig Prozent."
Ein Trend, der sich fortsetze, sei das gestiegene Kostenbewusstsein der Urlauber. "Die Gäste werden noch stärker als bisher auf das Preis-Leistungs-Verhältnis schauen, zumal Preisvergleiche nicht zuletzt dank Internet immer leichter werden und das Produktangebot weiter steigt", sagte Zellmann. Anders als im Sommer sei es im Winter nahezu zwecklos, mit Rabatten leere Betten füllen zu wollen. "Der Winter ist stark witterungsabhängig. Man entscheidet sich kurzfristiger, und gibt es wenig Schnee und ist das Wetter schlecht ist, entscheiden man sich für eines der Sonnenziele", sagt Zellmann. "Da hilft auch kein Rabatt."
Trend zu mehr Kurzurlauben
Insgesamt urlauben die Gäste kürzer, dafür häufiger. Im Winter geht man nicht mehr eine Woche auf Urlaub, sondern nur mehr drei bis fünf Tage am Stück. Darauf hätten viele Hoteliers, die ihre Gäste am liebsten noch immer klassisch am Samstag wechseln lassen möchten, noch keine richtige Antwort gefunden.
Bei den gängigen Wintersportarten wie Skifahren, Snowboarden oder Langlaufen sieht Zellmann keine großen Verschiebungen mehr. Snowboarden habe seinen Höhepunkt mit einem Anteil von 15 bis 20 Prozent an der Klientel erreicht. Bei der Generation 50 plus gebe es ein Potenzial von etwa 30 Prozent, die ihre traditionellen Skier noch durch Carver ersetzen könnten.
Frage der Inszenierung