London - "Bei Tageslicht sahen wir die vereinigte Flotte des Feindes zwischen Ost und Ostsüdost. Wir langweilten uns zu Tode. Ich ließ die Segel setzen und die Gefechtsstationen bemannen. Der Feind fuhr südwärts: um sieben ermüdete der Feind ...", lauten die ersten Zeilen Admiral Horatio Nelsons letzter Logbuchaufzeichnung vor Schlachtbeginn. Im Verlauf des legendären Seegefechts im Rahmen des dritten Koalitionskrieges besiegte die britische Flotte die französisch-spanische.
Ungeachtet der ihm von seinen Feinden zugedachten Spitznamen - die Franzosen bezeichneten ihn als "fougueux admiral" (ungestümen Admiral), die Spanier nannten ihn wegen seiner schmächtigen Statur "Señorito" (Herrchen) - wurde Nelson zu Großbritanniens Nationalhelden. Die Verehrung hat sich bis heute erhalten. Hunderte Pubs sind nach ihm benannt, seine blutige Uniform befindet sich in musealem Besitz und auch seine am Todestag abgeschnittenen Haare oder die in Windsor Castle ausgestellte tödliche Bleikugel.
Weitere Memorabilien bot Sotheby's am 5. Oktober - Christie's folgt am 19. des Monats mit einer Sonderauktion. "Zeit ist alles, fünf Minuten machen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus", soll Nelson einmal angemerkt haben. Die seit Monaten von Sotheby's als "bedeutendste, sich noch im Privatbesitz befindliche Nelson-Reliquie" beworbene Taschenuhr, die er an seinem Todestag getragen haben soll, kam dann allerdings erst gar nicht zum Aufruf. Sie wechselte über einen so genannten Private Treaty bereits im September den Besitzer.
Wie viel der Amerikaner Bruce McMahan im Namen seiner Stiftung dafür berappte, ist nicht bekannt - gesichert ist der ursprüngliche Schätzwert in der Höhe von umgerechnet 360.000 bis mehr als 500.000 Euro. Für 218 Objekte im Gegenwert von insgesamt 4,65 Millionen Pfund fiel bei Sotheby's der Hammer. Den höchsten Zuschlag vergab man bei 400.000 Pfund an einen der 500 angereisten Saalbieter für die so genannte Victory-Uhr. Ebenso fanden die im Rahmen der Auktion angebotenen acht Objekte aus der Schlacht zwischen der "U.S.S. Chesapeake" und der "HM Shannon" aus dem Umfeld des Britisch-amerikanischen Krieges von 1812 besonderen Gefallen. Deutlich über den angesetzten Taxen sicherte sich William Koch, ein direkter Nachfahre des "Chesapeake"-Kapitäns James Lawrence, diese Erinnerungsstücke für mehr als 998.000 Pfund.