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Kurz vor 13 Uhr ertönt das "Loblied auf die Fleischerzunft" im Festzelt auf dem Wiener Rathausplatz: "Jeder, der noch hat Vernunft / Lobet die Wiener Fleischerzunft", schallt es aus den Lautsprechern, und auch zum Thema "Schweinchen, Öchslein, Stier" erfahren wir: "Wenn sie noch am Leben sind / gibt's kein Fleisch, das weiß ein Kind."

Der festliche Anlass dafür, dass selbst der Wiener Fleischerlandesinnungsmeister Kurt Schebesta persönlich in den Fleischerchor einstimmte: Die Frankfurter Würstel feierten ihren 200. Geburtstag. 1805 hatte der Metzger Johann Georg Lahner das erste Paar hergestellt. Lahner war schon damals ein aus deutschen Landen nach Wien Zugereister. Geboren am 13. August 1772 in Gasseldorf in Oberfranken, das Fleischerhandwerk in Frankfurt erlernt - eröffnete Lahner schließlich im Jahre 1804 in der heutigen Neustiftgasse 111 eine kleine Selcherei. Und hier kreierte er 1805 schließlich die neue Wurstsorte aus Rind- und Schweinefleisch.

"Beispiellos in der Wendigkeit

Lahners Produkt hatte dann, weil in Wien hergestellt, unter der Bezeichnung "Wiener" einen "Siegeszug um die Welt" angetreten, wie Schebesta dann in seiner Festrede festhielt. Die Frankfurter seien "beispiellos in der Wendigkeit", so der Innungsmeister, sie "verschaffen eine Pause des Atemholens" - und mehr noch: Die Würstel "regen die Fantasie an".

In Bürgermeister Michael Häupl hingegen lockten sie eher alte Erinnerungen wieder ans Tageslicht: "Es kommt ja gelegentlich vor, dass ein Abend zu lang wird - am späten Morgen dann ein Würstel im Gulaschsaft und ein Reparaturseidl: Das ist fast scho' ein Medikament." Und dann assoziiert Häupl während des Festaktes noch weiter: "Die Debreziner, das Burenheidl - lauter medizinische Fragen, die wir hier erläutern."

Nur von einem hält Wiens oberster Würstelfestgast nichts: Von der Reduktion. Dass manche Zelebritäten die Frankfurter gar zum Abnehmen nutzen würden? "Das heißt ohne Semmel? Dann vielleicht auch noch ohne Bier? Also dann brauch i des Würstel auch nimmer."

Mit Bier und Semmerl hingegen dürfte das Katerwürstel auch noch die nächsten 200 Jahr' verschrieben werden. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD; Printausgabe, 19.10.2005)