Hat der treue Österreicher mit den strahlenden blauen Augen das Ruder also noch einmal herumreißen können: Fast 15 Prozent für eine Partei, deren einziges Thema "die Ausländer" waren – wie konnte das passieren? Was zieht die WählerInnen zur Anti-Ausländerpolitik eines HC Strache, was hat sie früher zu den ähnlich aggressiven Reden seines Ziehvaters Jörg Haider hingezogen?

Die rechten Parteien appellieren nicht an die Vernunft, sie bieten keine durchdachten politischen Lösungen, sie ignorieren die in diesem Wahlkampf so gehypten „Softthemen“ fast völlig. Die FPÖ hat ungeniert auf eine der ältesten menschlichen Emotionen gesetzt: die Angst. Und HC Straches Wähler haben Angst, sie fürchten um ihren Job, ihre Gesundheit, ihre Sicherheit, um die Bildung ihrer Kinder, um ihre Sprache. Wer sich fürchtet, sucht Schuldige. Wer Schuldige sucht, findet sich oft in "den Ausländern". Der daraus entstehende Rassismus ist, brutal gesagt, eine Abwehrreaktion.

Natürlich kann man Menschen erklären, dass sie einer Illusion erliegen, dass Angst und Ausländerfeindlichkeit nicht die adäquate Reaktion sind, dass in Wahrheit alles in bester Ordnung ist. Emotionen lassen sich mit rationalen Argumenten aber nur schwer besiegen. Wer Angst hat, der will, dass man ihm Hilfe anbietet – egal welche. Er will keine Stimmen, die ihn beruhigen, er will Problemlösung. HC Strache hat Lösungsvorschläge geboten. Als einzige Partei hat sich die FPÖ auf das Ausländerthema gestürzt – in ihrer gewohnt menschenverachtenden Art.

Die anderen Parteien haben Strache im Bereich der Integrationspolitik völlig kampflos das Feld überlassen. Tatsache ist: Es gibt ein Problem mit der Integration, auch im roten Wien. Gerade im Bildungsbereich manifestiert sich eine immer tiefere Kluft, die eine sprachlich und beruflich benachteiligte Generation von Ausländern ohne Zukunft generiert. Gerade bei Jugendlichen zweiter und dritter Generation zeigt sich, dass die Kenntnisse der deutschen Sprache sich eher verschlechtern als verbessern. Die Wiener Stadtregierung hat in den vergangenen Monaten und Jahren einige sinnvolle und zukunftsträchtige Aktionen im Bereich Integrationspolitik gesetzt. Aber es fällt der SPÖ immer noch schwer, über ihren Schatten zu springen und offen anzuerkennen, dass es ein Problem gibt, das gelöst werden muss. Es wäre beschämend, wenn sich die linken und bürgerlichen Parteien von der FPÖ die Art des Umgangs mit dem Ausländerthema vorgeben lassen würden. Mit einem schlichten Ignorieren des Problems wird es aber trotzdem nicht getan sein.

Aktive Integrationspolitik, die keine Feindbilder schürt, aber auch keine Beschwichtigungsdogmatik verwendet, wo Veränderungen nötig wären, ist die beste Rassismus-Prophylaxe. Nehmt ihnen ihre Angst, und ihr nehmt der FPÖ ihre Macht.