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Entgegen ersten Ankündigungen tritt Waltraud Klasnic nun doch auch als steirische ÖVP-Chefin ab.

foto: apa/schneider
Graz - Sie stand auf und verließ erzürnt das Sitzungszimmer der Parteizentrale am Grazer Karmeliterplatz. Was seit Wochen hinter ihrem Rücken getuschelt wurde, was sie nur schwer wahrnehmen wollte, musste Waltraud Klasnic am Montagvormittag zur Kenntnis nehmen: Sie ist allein im Parteihaus.

Die Funktionäre versagten der ÖVP-Chefin in einer emotionsgeladenen Präsidiumssitzung die Gefolgschaft und verbannten ihren engsten Mitarbeiter und Berater Herwig Hösele vom Bundesrat in den Landesdienst. In einem "Aufwischen" wurde auch ein außerordentlicher Parteitag für März 2006 anberaumt, auf dem der neue starke Frontmann der Partei, Hermann Schützenhöfer, die Parteichefin - sie ist bis 2008 gewählt - ablösen soll. Als Landeschefin muss Klasnic am Dienstag im Landtag das Zepter an den neuen SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves abgeben.

Mandat nach Schlappe

Klasnic hatte um Hösele vergebens gekämpft. Sie war dem ehemaligen Bundesratspräsidenten und mächtigen Landeshauptmann-Berater - er hatte bereits unter Josef Krainer die Fäden gezogen - im Wort. Hösele, der für die Niederlage bei der Landtagswahl verantwortlich gemacht wird, sollte nach der Schlappe mit einem Bundesratsmandat abgesichert werden. Es bedurfte aber keiner Abstimmung mehr. "Die Stimmung war so, dass klar war, dass es keine Abstimmung mehr braucht, weil Hösele keine Mehrheit bekommen hätte", sagte ein Sitzungsteilnehmer zum STANDARD.

Hösele wird jetzt als B-Beamter der Wissenschaftsabteilung, die ÖVP-Landesrätin Kristina Edlinger verantwortet, zugeteilt. "Dort werde ich mich gerne wieder voll einbringen", ließ er die Medien in einer Aussendung wissen. Er sei von den Vorgängen "sehr betroffen".

Bündemacht

Es war nicht der einzige Dämpfer für Klasnic an diesem Montag. Noch-Landesgeschäftsführer Andreas Schnider sollte nach dem Willen Klasnics - die den Theologen an ihre Seite geholt hatte - in den neuen Landtag einziehen. Andreas Schnider wurde aber unter Druck gesetzt, auf sein Mandat zu verzichten. Er weigerte sich hartnäckig.

Am Montag musste er schließlich einem Deal zustimmen: Er verbleibt im Bundesrat und überlässt das Landtagsmandat der Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Elisabeth Leitner. Somit wird die bündische Einflusssphäre in der ÖVP um eine weitere Exponentin verstärkt.

De facto hat ein Bünde-Triumvirat, Hermann Schützenhöfer (ÖAAB), Gerhard Wlodkowski (Bauernbundpräsident) und Peter Mühlbacher (Wirtschaftsbundpräsident) die Führung der Partei übernommen. Da das Kräftefeld der Bünde nach der Wahlniederlage zu stark für eine radikale Erneuerung wurde, hatte Schützenhöfer nur einige kleine Retuschen anbringen können. Er musste - aus eigenem Überlebensinteresse - auf eine exakte Ausbalancierung der Bünde-Interessen achten.

Neben Hermann Schützenhöfer, Kristina Edlinger und Agrarlandesrat Johann Seitinger (Bauernbund) kommt der Grazer Stadtrat Christian Buchmann (Wirtschaftbund) neu ins Team. Der neue Parteigeschäftsführer wird noch zwischen Bauern- und Wirtschaftsbund verhandelt. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 25.10.2005)