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Jörg Haider sagt einmal mehr der Bundespolitik adé. Seine Vorstellungen von der Zukunft des BZÖ gab der Kärntner Landeshauptmann im Villacher Congress Center vor über 500 Zusehern zum Besten.

Foto: AP/Gert Eggenberger
BZÖ-Chef Jörg Haider zieht sich aus der Bundespolitik zurück und versichert, diesmal sei es endgültig. Vizekanzler Hubert Gorbach soll die Parteiführung übernehmen. Auch für die Nationalratswahl will Haider nicht kandidieren.

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Villach/Wien - In Kärnten ist Jörg Haider noch immer das Zugpferd im politischen Zirkus schlechthin: Das Villacher Congress Center war mit mehr als 500 Zusehern bis auf den letzten Platz besetzt, als ein glänzend disponierter und vor Energie sprühender Haider am Staatsfeiertag daran ging, seinen Anhängern die Zukunft des BZÖ zu erläutern.

Die werde auf Bundesebene ohne ihn stattfinden, kündigte Haider einmal mehr seinen Rücktritt aus der Bundespolitik an: "Hubert Gorbach soll die Führung im Bund übernehmen und ein schlagkräftiges Team aufbauen, bis die Weichen für die Nationalratswahl 2006 gestellt sind."

Er selbst werde sich auf Kärnten konzentrieren und "ein schlagkräftiges Team für die Nationalratswahl" aufbauen, kündigte Haider an. Zu diesem Zweck will er erst einmal das Kärntner BZÖ wieder vom derzeitigen Obmann Martin Strutz übernehmen. Damit wäre der vierte "echte" Rücktritt Haiders aus der Bundespolitik vollzogen. Denn, wie Haider im Gespräch mit dem STANDARD betonte, Gorbach werde jetzt "die volle politische Verantwortung übernehmen". Noch im November soll ein Bundeskonvent des BZÖ klarstellen, wer als Spitzenkandidat in die Wahl geht. Dieser Kandidat soll zugleich BZÖ-Chef sein.

Ob er das sein könnte, verneinte Haider auf Nachfrage dezidiert: "Ich schließe mich mit Sicherheit aus." Vielmehr soll aus seiner Arbeit in Kärnten ein neuer Aufschwung für die Orangen entstehen: "Wir brauchen ein starkes Kärnten, damit das BZÖ wieder entsprechend positioniert werden kann."

Wo das sein könnte, deutet Haider auch schon an, indem er einerseits eindringlich vor einer Neuauflage der Großen Koalition warnte und andrerseits FP-Chef Heinz-Christian Strache frontal angriff, ohne seinen Namen zu nennen: "Nicht umsonst wird der Wiener Klon von den Medien derzeit so verhätschelt. Er wurde vom rechtsgerichteten Rabauken zum geliebten Ziehsohn der linksgerichteten Jagdgesellschaft." Im Gegensatz zu Strache, der "nur Hass im Herzen" trage, habe er, Haider, "Lösungen im Kopf".

FPÖ unbeeindruckt

Diese beeindrucken die politischen Mitbewerber aber nicht mehr sonderlich. "Totale Konfusion" attestierte etwa der Kärntner FP-Chef Karlheinz Klement seinem Landeshauptmann.

In Wien schwieg die VP-Spitze im Schatten der Festlichkeiten zum Nationalfeiertag zunächst zu den Kärntner Ereignissen, während die SPÖ leicht zur vorhersehbaren Analyse fand. Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos sprach von einem fortgesetzten Zerfallsprozess der schwarz-blau-orangen Regierung. Haiders Rückzugsankündigung sei ein "Eingeständnis dafür, dass das BZÖ nicht mehr existiert und keinerlei Zukunft hat". Die Regierung Schüssel werde immer mehr zur "Zitterpartie".

Grünen-Chef Alexander Van der Bellen will "das Theater nicht mehr ernst nehmen. Die wievielte Auflage ist das denn schon vom Stück ,Bin schon weg, bin wieder da?' Ob sich Haider jetzt auf sein Forstgut zurückzieht oder mit einer Liste Haider wiederkommt, eines ist klar: Sein BZÖ war eine Totgeburt, das haben die drei letzten Landtagswahlen eindeutig gezeigt." (DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2005)