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"Es ist noch absolut offen, welches Erscheinungsbild das BZÖ haben wird", sagt Haider im STANDARD-Interview.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer
BZÖ-Obmann Jörg Haider will die "Karten nicht zu früh auf den Tisch legen" und sich mit Entscheidungen über BZÖ-Führung und Spitzenkandidat Zeit lassen. Den Zeitpunkt will er gemeinsam mit Hubert Gorbach entscheiden, sagt er im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

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Standard: Wie geht's weiter mit dem BZÖ? Vizekanzler Hubert Gorbach würde gerne die BZÖ- Führung möglichst sofort übernehmen.

Haider: Man muss den Zeitplan gemeinsam festlegen. Da gibt es unterschiedliche Zugänge. Die einen sagen noch in diesem Jahr, die anderen meinen, der Wechsel sollte näher zur Nationalratswahl erfolgen. Ich sage, man soll die Karten nicht zu früh auf den Tisch legen. Bis es so weit ist, sollte man eine Arbeitsteilung machen. Gorbach übernimmt alle Geschäfte im Bund. Ich bin als BZÖ-Obmann entlastet und konzentriere mich auf Kärnten und das Grundmandat.

Standard: Wäre Gorbach ein geeigneter Spitzenkandidat?

Haider: Damit haben wir endlich den Beweis, dass er kein politischer Kandidat auf Abruf ist, sondern dass er wieder Blut geleckt hat und offenbar auch den Ehrgeiz hat, mit uns das Projekt BZÖ erfolgreich weiter zu gestalten.

Standard: Was wäre mit Peter Westenthaler?

Haider: Der Peter ist auf jeden Fall eine Bereicherung für uns. Und ich werde sicher mit ihm reden.

Standard: Wann soll dann die Entscheidung fallen?

Haider: Wenn klar ist, mit welchem Team und mit welchem Spitzenkandidaten wir in die Wahl gehen. Dann soll auch entschieden werden, ob der Spitzenkandidat gleichzeitig BZÖ-Chef wird.

Standard: Warum wollen Sie nicht Spitzenkandidat sein?

Haider: Ich bin ja in Kärnten auf fünf weitere Jahre verpflichtet. Ich habe immer gesagt, als die Konfrontation in der FPÖ aufgebrochen ist und das zweite Mal versucht wurde, die Regierung zu sprengen, ich steh zur Verfügung, um die positiven Kräfte zu sammeln. Das heißt aber nicht, dass ich als Spitzenkandidat antrete.

Standard: Glauben Sie, dass das BZÖ nach den Ergebnissen in der Steiermark und in Wien im Bund reelle Chancen hat?

Haider: Zu glauben, dass das Wiener Ergebnis der Alt-FPÖ seine Fortsetzung auf Bundesebene findet, ist eine Illusion. Die Ausländerproblematik in Wien ist aktuell, aber sie verfängt nicht auf Bundesebene. Da sitzen Strache und Co fünf Jahre im Wiener Landtag und haben in der Ausländerfrage keinen einzigen Lösungsvorschlag gebracht und führen dann wieder einen Ausländer- Wahlkampf. Normalerweise jagt man solche Parteien, die zweimal das gleiche versprechen und nix tun, davon. Ich habe immer Lösungen aufgezeigt. Ich bin Landeshauptmann in Kärnten, und seitdem gibt's da kein Ausländer-Problem mehr. Wir haben die niedrigste Ausländerquote, die niedrigste Kriminalitätsrate, und es gibt keine Ausländerfeindlichkeit.

Standard: Denken Sie wieder an eine Neugründung?

Haider: Es ist noch absolut offen, welches Erscheinungsbild das BZÖ haben wird. Das hängt vom Team und den Personen an der Spitze ab. Aber der Kern wird immer das BZÖ sein. Mir schwebt eine Sammelbewegung vor, die die zukunftsorientierten Kräfte bindet, um sie nicht Rot-Schwarz oder Rot-Grün zu überlassen. Das Modell Kärnten, wo wir 42 Prozent haben, zeigt, dass wir über den nackten Kern der FPÖ hinaus Wähler gewinnen können. Wir wissen, dass die FPÖ, jetzt BZÖ, immer Motor einer vernünftigen Zukunftsgestaltung war.

Standard: Glauben Sie, dass Sie das Grundmandat für das BZÖ in Kärnten schaffen. Das letzte Mal war es sehr knapp.

Haider: Nach Knittelfeld war die Stimmung absolut depressiv. Aber es weiß heute jeder, wer die Sprengmeister der Koalition waren. Das war die Gruppe der Alt-FPÖler um Strache und Stadler. Sie wollten ein Knittelfeld II, um im Putschverfahren Ursula Haubner und die Koalition neuerlich in die Luft zu jagen. Sie sind nützliche Idioten für die Vorbereitung von Rot- Schwarz. Das haben wir verhindert. Für uns, fürs BZÖ ist daher die Stimmung absolut positiv.

Standard: Sind Sie enttäuscht über den Zusammenbruch Ihres politischen Lebenswerkes?

Haider: Es geht nicht um eine Partei, sondern um erzielte Ergebnisse. Es gab keinen Politiker, der so viel in Österreich zum Positiven verändert hat. (DER STANDARD, Printausgabe 29./30.10.2005)