Wien - Es waren in erster Linie Familienväter, die sich Mittwochvormittag - teils mit Kind, teils als alleinige Informationsvorhut neugierig nach vorn beugten. "Jetzt bin i aber g'spannt, wie die den Burschen stabilisieren", spricht einer der Umstehenden aus, was sich rundum alle denken.
Natürlich werden sie alle schon allzu bald wieder mit vergleichsweise kleineren "Burschen" hantieren, um sie ihm Wohnzimmer halbwegs zu vertikalisieren. Denn dieser hier am Rathausplatz hatte immerhin 100 Jahre Zeit gehabt zu wachsen, bevor sie ihm dem Christkindl und seinem Markt in Wien geopfert haben. In dieser Zeit hatte er es immerhin auf eine jegliches Wohnzimmer sprengende Höhe von 28 Metern gebracht.
Die Fichte aus dem Waldbesitz der Stadt Innsbruck ist diesen Mittwoch angeliefert und gleich auf dem Rathausplatz aufgestellt worden. Inmitten der schon mehr oder weniger zusammen geschraubten Christkindlmarkt-Verkaufsstandln.
Da hing sie nun am Kran, die Fichte, und es ging ans gespannt erwartete Fixieren. Und siehe da, die Profis griffen zu genau demselben Hilfsmittel, wie in ein paar Wochen die Familienväter: Zum archaischen Keil. "No na", so der Kommentar. "A bisserl größer sind's halt, die Keile." Damit erschöpfen sich aber auch schon wieder die Parallelen zum Wohnzimmer. Denn dort werden sich wohl kaum Seilverankerungen im Boden vorfinden - und auch kein größeres Loch im Estrich, in das der Stamm versenkt wird.
All jene, die sich nun wundern, wie eilig es die Wiener schon wieder mit dem Advent feiern haben - wo doch noch nicht einmal die Oktoberwahlen so richtig verdaut sind und sich der Herbst noch nicht einmal ernsthaft für's Frösteln entschieden hat: In dreieinhalb Wochen ist er nämlich schon, der erste Advent.
Das heißt wiederum, dass die Eröffnung des Christkindl-Marktes in nicht einmal zehn Tagen am 12. November sogar vergleichsweise spät dran ist. Denn in anderen Jahren hatte man durchaus den Eindruck, dass das Christkindlmarkt-Eröffnen eigentlich der feierliche Abschluss des Sommerschlussverkaufes sei.