Pisa - Wissenschaftler der Universität von Pisa haben chemische Substanzen, die als "grüne Chemie" gelten, als toxisch eingestuft. Erstmals haben Untersuchungen der "ionischen Flüssigkeiten" an Fischen gezeigt, dass manche dieser Flüssigkeiten selbst in geringen Mengen tödlich für die Wasserbewohner sind, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Alternative Lösungsmittel

Ionische Flüssigkeiten sind Salze, die als alternative Lösungsmittel in chemischen und biokatalytischen Reaktionen interessante Eigenschaften zeigen: Ihre Nichtflüchtigkeit bietet verfahrenstechnische Vorteile. Außerdem eröffnen ihre außergewöhnlichen Löslichkeitseigenschaften neue Möglichkeiten, eingesetzte Katalysatoren abzutrennen und wiederzuverwerten. Die ionische Flüssigkeit selbst kann in den meisten Fällen nach der Verwendung leicht zurück gewonnen und erneut eingesetzt werden.

Ionische Flüssigkeiten sind in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften aber sehr unterschiedlich, je nach der Teilchenladung - der so genannten Kation/Anion-Kombination. Gemeinsame Eigenschaften sind, dass sie ausschließlich aus Ionen bestehen, unter 100 Grad Celsius flüssig sind und unterhalb ihrer thermischen Zersetzung nicht verdampfen.

Untersuchung

Das Forscherteam um Cinzia Chiappe von der Universität in Pisa hat nun die Toxizität der alternativen Lösungsmittel, die erst in den vergangenen zehn Jahren massiv an Bedeutung gewonnen haben, genauer unter die Lupe genommen. In Versuchen mit den ionischen Flüssigkeiten an Zebrafischen (Danio rerio) fanden die Forscher heraus, dass weniger als sechs Milligramm pro Liter Wasser ausreichen, um von zehn Fischen die Hälfte zu töten. Die Wissenschaftler fanden dabei heraus, dass Ammoniumsalze mit langen Kohlenstoffketten tödlich für die Fische waren.

Die Chemiker stellten fest, dass die Kiemen der Fische geschwollen waren. Offensichtlich verursachten die Lösungsmittel Atemprobleme. Normalerweise gelangen ionischen Flüssigkeiten nicht aus dem Labor. Im Falle des Falles sei es aber notwendig eine eventuelle Toxizität zu untersuchen, erklärt Chiappe.

Untersuchungen gefordert

Dass den ionischen Flüssigkeiten die Absolution als grüne Chemikalien gegeben wurde, sei nicht richtig meint der Wissenschaftler Bernd Ondruschka, Leiter des Instituts für Technische Chemie und Umweltchemie der Universität Jena im pressetext-Gespräch. "Es ist eine genaue Untersuchung erforderlich", warnt der Experte. "Da die ionischen Flüssigkeiten einen praktisch nicht vorhandenen Dampfdruck aufweisen, wurde ihnen das Prädikat umweltfreundlich verliehen. Tatsächlich ist es allerdings möglich, dass Kationen mit langen Kohlenstoffketten sehr wohl bioverfügbar werden können", führt der Wissenschaftler aus. Zu ähnlichen Ergebnnissen ist auch der Chemiker Nick Gathergood von der Dublin City University gekommen. Er hat den Effekt von ionischen Flüssigkeiten auf Wasserflöhe (Daphnia magna) untersucht. (pte)