Illustration: STANDARD/Oliver Schopf
"Total super" findet es Naomi Dutzi, auch wenn die 16-jährige Schülerin der Klasse 7a am niederösterreichischen Bundesgymnasium Horn noch "überhaupt keine Ahnung" hat, was sie am Kernforschungszentrum Cern in Genf erwarten wird. "Ich lass mich überraschen. Bin schon gespannt, wie das Klima auf so einem internationalen Kongress ist." Und ein wenig nervös ist sie natürlich auch. Denn die Gymnasiastin ist nicht bloß Besucherin auf dem größten Event für Didaktik der Naturwissenschaften, der im Rahmen einer internationalen Festwoche vom 21. bis 26. November am Cern stattfindet. Naomi Dutzi ist dort vor allem wissenschaftliche Akteurin: Sie ist die einzige heimische Schülerin, die neben sieben Lehrern von Hochschulen und Gymnasien als österreichische Delegierte zu "Science on Stage" nach Genf eingeladen wurde. Um dort ihr Projekt zur Vermittlung von Grundlagenwissen zur Gentechnik im Unterricht zu präsentieren.

Um was es dabei konkret geht? "Um verschiedene Arbeitstechniken zur Extraktion von DNA", erklärt sie, "und, was es für uns Schüler spannend macht, um die Sichtbarmachung des Erbguts." Dabei bediente sich die Jugendliche der molekularen Ausfällung mittels alkoholischer Lösungen. In einer "Gen-Cocktail" genannten und wohl temperierten Anordnung von Lösungsmittel und Studienobjekt wird die Erbsubstanz extrahiert. Als Studienobjekte dienten Zitronen und Paradeiser. Die unterschiedlich langen Fragmente der Früchte-DNA wurden dann mittels Elektrophorese voneinander getrennt und sichtbar gemacht. Derart können nun Horner Schüler die Grundlagen der Gentechnik anhand eines DNA-Experiments nicht nur erlesen, sondern auch beobachten - für sie aufbereitet von einer Mitschülerin.

Mit diesem Projekt überzeugte Naomi Dutzi auch die Jury von "Science on Stage", ein Projekt der Aktionsgemeinschaft europäischer Großforschungsinstitute mit dem Ziel, die Ausbildung in den naturwissenschaftlichen Disziplinen zu fördern und zu verbessern. Im entsprechenden Wettbewerb wurden Lehrer und Wissenschafter aus ganz Europa eingeladen, ihre diesbezüglichen Aktivitäten im didaktisch pädagogischen Bereich zu präsentieren. Dass eine Schülerin - ihr Projekt wurde von Lehrer Kurt Wally ("sie hat das alles selbst gemacht, sensationell, unser Aushängeschild, ich hab' sie nur begleitet") eingereicht - einen Platz in der Delegation gewonnen hat, überraschte selbst die Jury.

"Ich hab halt sehr viele Interessen", erklärt Naomi Dutzi: "Ich lese viel, auch Wissenschaftszeitungen, singe, spiele Gitarre, interessiere mich für Psychologie und Sprachen, vor allem für Französisch und Spanisch." Auch für andere, schließlich war ihre Präsentation auf Englisch, wird es auch in Genf sein. Möglich wurde ihr Projekt, weil die Schule entsprechende technische Gerätschaften für den naturwissenschaftlichen Unterricht ankaufte und diese im Wahlfach Biologie, das Naomi Dutzi belegte, auch genutzt werden. Und der Schülerin Zukunft: "Studieren. Was, weiß ich aber noch nicht." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.11.2005)