Wien - Die derzeit laufende 13. Jüdische Filmwoche in Wien, bei der bis 17. November 60 Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt werden, wird seitens der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) scharf kritisiert. In der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" wird eine Aussendung der IKG zitiert, in der der Film "Paradise Now" von Hany Abu-Assad, der am 10. November im Rahmen des Festivals in der Urania seine Österreich-Premiere feiert, als "Skandalfilm" bezeichnet wird.

"Radikale Randfiguren"

IKG-Vorstandsmitglied Raimund Fastenbauer wirft den Verantwortlichen vor, "mit Absicht oder Naivität die Anliegen der Gegner Israels und des Judentums" zu fördern, sie seien "radikale jüdische Randfiguren, die man sonst in der jüdischen Gemeinde nicht sieht, außer wenn es um 'Israel-Bashing', die Verunglimpfung der israelischen Gesellschaft, geht." Bereits im Juni nannte Fastenbauer "Paradise Now" "einen Propagandafilm zur Glorifizierung von Selbstmordattentätern", nun hält er seine Programmierung für einen vorläufigen Höhepunkt in der antiisraelischen Politik der Jüdischen Filmwoche.

Hintergründe von Selbstmordattentaten

Bereits in der Vergangenheit war das Festival immer wieder Gegenstand von teils heftiger Kritik. "Alle heuer gezeigten Filme wurden von uns, den Verantwortlichen der Jüdischen Filmwoche, ausgewählt und müssen nicht die Meinung der im Katalog genannten Personen, Firmen und Körperschaften widerspiegeln", betonen Monika und Frédéric-Gérard Kaczek vom Veranstalterteam auf der Festival-Homepage ihr Unabhängigkeit. "Paradise Now" versuche, Hintergründe von Selbstmordattentaten zu beleuchten, diese würden "weder beschönigt noch verherrlicht": "Gerade, wenn man einen Staat schätzt und man froh ist, dass er existiert, hat man auch das Recht, ja sogar die Verpflichtung, Kritik an der Politik der betreffenden Regierung auszuüben." Überdies werde der Film von einer Podiumsdiskussion begleitet.

Der Film, der am 18. November regulär in die österreichischen Kinos kommt, erzählt die Geschichte der in Nablus im Westjordanland (Westbank) lebenden Palästinenser Said und Khaled. Die beiden Freunde haben ihre Bereitschaft für Selbstmordattentate bekundet und werden von Hintermännern zur Ausführung eines geplanten Anschlages bestimmt. Der Film zeigt die Vorbereitungen ebenso wie die Selbstzweifel der zwei jungen Männer, die neu geschürt werden, als der erste Anlauf der Operation scheitert. Im Rahmen der 55. Berlinale erhielt der Streifen den Amnesty International Filmpreis. Die Jury bezeichnete ihn als einen "Film, der zum Nachdenken zwingt". (APA)