Der Jungforscher Ronald Micura (35) wurde von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem Ignaz-Lieben-Preis ausgezeichnet. Der ÖAW verlieh dem in Innsbruck lehrenden Chemiker den mit rund 15.000 Euro dotierten Preis "in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der RNA-Chemie". Micura forscht vor allem im Bereich der chemischen Biologie von Nukleinsäuren. Sein besonderes Interesse gilt dem Einfluss von modifizierten Nukleosiden, den Grundbausteinen von Nukleinsäuren, auf Ribonukleinsäuren (RNA). Micuras Forschungsergebnisse, wie innovative RNA-Synthesemethoden, kommen beispielsweise bei der Entwicklung von Nukleinsäure-Therapeutika zum Einsatz. Micura studierte technische Chemie an der Universität Linz. Danach arbeitete der Jungforscher zwei Jahre lang als Schrödinger-Stipendiat im Laboratorium für Organische Chemie der ETH Zürich. Für seine Habilitation forschte Micura am Scripps Research Institute in La Jolla und der Universität Linz. 2004 wurde er als jüngster Professor an die Universität Innsbruck berufen. Ein Jahr davor erhielt der den Novartis-Preis für seine Arbeiten zur Chemie modifizierter Ribonukleinsäuren (RNA).

Der von der Bankiersfamilie Lieben gestiftete Lieben-Preis galt in der ehemaligen Donaumonarchie und Zwischenkriegszeit als "österreichischer Nobelpreis" und wurde unter anderem an den Biologen Karl von Frisch verliehen. Erster Preisträger war 1865 der Physiker Josef Stefan. Wegen der Verfolgung der jüdischen Stifterfamilie wurde der Preis ab 1938 nicht mehr vergeben. 2004 fanden sich mit dem amerikanischen Ehepaar Alfred und Isabel Bader neue Stifter.

Seit einem Jahr wird er wieder an junge Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich "für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Molekularbiologie, Chemie und Physik" vergeben. 2004 erhielt der ungarische Neurowissenschafter Zoltan Nusser die Auszeichnung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 11. 2005)