Früher gab es in Wintersportortspensionen "Komfortzimmer": Zimmer, in denen im Eck ein Waschbecken hing. Dazu gab es eine Etagen-Dusche. Die war immer besetzt, dementsprechend grauslich und hatte dazu noch einen Münzeinwurf. Für das Warmwasser. Damals lernte ich: Ein Schnellverreiserucksack ohne Waschlappen ist nicht gut gepackt. Nie und nimmer.
Natürlich wurde - und werde - ich deshalb verlacht. Immer wieder. Schließlich haben sogar urige Frühstückspensionsbauern längst in Nassräume investiert. Manchmal sogar in richtige Duschlandschaften oder Wellnessoasen. (Und auch wenn in schicken Hamams mit Lappen geschrubbt wird: Das ist etwas ganz anderes als die muffige Waschlappen-Kiste.)
Der Waschlappen ist dennoch fixer Bestandteil meines Reisegepäcks. Auch wenn er seit langem jede Reise unbenutzt übersteht. Er ist ein Waschraum-Glücksbringer. Ein Hygiene-Totem. Wie der Lawinenpieps beim Tourengehen: Den würde ich auch nicht zu Hause lassen - auch wenn ich nicht vorhabe, ihn zu brauchen. Außerdem: Bei der Heimreise verstaue ich den Pieps im Waschlappen. So kann ich ihn nicht vergessen.
Contra---
Von Karl Fluch
An diese Mitbewohnerin meiner Anfänger-WG in Wien will ich gar nicht denken. Ein Hausdrachen, der sofort eine Krisensitzung einberufen und Putztage ausgerufen hat, wenn irgendwo ein - Iiih! - Fussel herumgelegen ist. Einerseits. Andererseits weigerte sie sich im Winter zu duschen, sondern verwendete in dieser in unseren Breiten ohnehin bloß ein paar Monate dauernden Zeit Waschlappen zur "Hygiene". Diese labbrigen Dinger trocknete sie am Badewannenrand oder auf dem Heizkörper, auf dass alle ihre Schuppen und anderes Schmackofatz einatmen konnten. So lange, bis ich ihr diese Feuchtbiotope eines Tages - mit Gummihandschuhen - aufs Kopfkissen geknallt habe. Dann bin ich ausgezogen.