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Die massenhaften Reste von Krustentieren werden zunehmend zum Problem. Ein neues Projekt will dies ändern und aus den bisherigen Abfällen Biopolymere gewinnen.

Foto: APA/EPA/Luis Tejido
Buenos Aires - Fischereiabfälle werden in allen Meeren der Welt immer mehr zum Problem, vor allem die massenhaften Reste von Krustentieren wie Garnelen und Shrimps: Die "Panzer" sind biologisch nur sehr langsam abbaubar und häufen sich an. Nun haben argentinische Wissenschafter ein Projekt zur Verwertung des "Mülls" gestartet, konkret zur Gewinnung der Biopolymere Chitosan und Chitin, die vor allem in der Nahrungsmittel- und der Pharmaindustrie eingesetzt werden können.

Als Rohmaterial werden 220 Tonnen an Garnelen- und Shrimpschalen pro Jahr von großen Fischfabriken verwendet. Abgewickelt wird das Projekt - das erste in Argentinien - an der Universidad Nacional del Sur, wie Forscherin Maria Daniela Caprile in Buenos Aires beim ISWA-Weltabfallkongress berichtete.

Einsatzmöglichkeiten

Chitosan und Chitin werden schon bisher in vielen verschiedenen Einsatzgebieten verwendet, so u.a. bei der Wasser- und Abwasserbehandlung (binden Schwermetalle, Öle, Pestizide und PCB's) sowie in der Nahrungsmittelindustrie als Zugabestoffe - Verdickungsmittel, Emulgatoren zur Konsistenz-Verbesserung, Farbstabilisierung und Geschmacksverstärkung -, in Form von Verpackungsfolien und als Reinigungsmittel etwa für Zucker und Getränke. In der Medizin findet sich Chitosan in Bandagen, Kontaktlinsen, Brandsalben, Cholesterinsenkern und Krebsmedikamenten.

"Berühmt" wurde die Substanz in jüngerer Zeit aber, weil Studien ergaben, dass Chitosan als natürlicher "Fettabsorber" bei der Ernährung wirkt: Das Mittel bindet demnach Nahrungsfett im Magen, das unverdaut wieder ausgeschieden wird (und sich somit nicht als Fettpölsterchen anlagert).

Kostenschätzung

Vor den Hintergrund einer breiten Anwendung - und damit einer substanziellen Nachfrage - wollen die argentinischen Forscher nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits die Basis für den Aufbau einer Inlandsversorgung mit Chitosan und Chitin schaffen (mit dem Ziel Export in einer nächsten Phase) und andererseits den ökologisch problematischen "Bioabfall-Berges" abbauen. Eine erste genauere Kostenschätzung hat laut Expertin Caprile gezeigt, dass sich das Projekt kommerziell rechnet. (APA)