Wels - "Stressig ist es schon, Kurator zu sein: Allein, weil man einerseits nicht Nein sagen will zu Freunden und Künstlern, die man respektiert, andrerseits aber die besten Kräfte holen möchte, die innerhalb des Budgetrahmes möglich sind. Zudem sollte jede Nacht so programmiert sein, dass sie wie aus einem Guss als Ganzes funktioniert."

So spricht Larry Ochs über "sein" Unlimited-Festival, das am Wochenende zum 19. Mal über die Bühne des Alten Schlachthofs zu Wels geht. Dort pflegt man alle zwei Jahre das Staffelholz des Programmkuratoren einem internationalen Promi der alternativen Spontan-Compositeur-Szene in die Hand zu drücken, auf das dessen Klangauswahl neue Sichtweisen ermögliche. Larry Ochs scheint dafür schwergewichtig genug. Verunsichert der 56-jährige kalifornische Saxofonist doch seit bald drei Jahrzehnten diverse Auditorien: Etwa im Rova Saxophone Quartet, dem nach dem World Saxophone Quartet dienstältesten und noch immer höchst experimentierfreudigen Blasrohr-Vierer, dem Ochs seit der Gründung 1977 verbunden ist. Ehrensache, dass die Rova-Mannen in Wels mit dabei sind, das Hauptaugenmerk gilt unter Ochs' Projekten freilich der Electric Ascension, einer brachialen Neudeutung von John Coltranes epochalem Free-Jazz-Orchester-Opus von 1965.

Darüber hinaus finden sich erfreulich viele kaum bis Un-Bekannte im Programm: Hervorzuheben etwa die schon letztes Jahr begeisternde Violinistin Carla Kihlstedt. Einen weiteren Leckerbissen der schrägen Art dürfte die kanadisch-schweizerische Klangachse von Chantale Laplante (Elektronik) und Charlotte Hug (Viola) bedeuten. (DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.11.2005)