"XXY - Twenty Years 1985 - 2005" (Pias, 2005)

Foto: Young Gods
“Ein Fragezeichen zu hinterlassen war immer unser Ziel - sowohl in musikalischer als auch sprachlicher Hinsicht. Ebenso bezüglich der Attitüde. Ich denke, darum geht es auch im Großen und Ganzen in der Rockmusik: mehr zu hinterfragen als zu akzeptieren und die Augen zu schließen“. Franz Treichler, The Young Gods, 2000.


Als eine der ersten Bands wagte das Schweizer Trio The Young Gods Mitte der 80er, der Rockmusik ihr historisches Gepäck zu entreißen: reine Gitarrenklänge wurden gemischt und neu zusammengefügt - der unverwechselbare, lärmende Sound ihres musikalischen Vulkans war geschaffen. Sie kleideten Klänge neu ein und seither zieht sich durch ihre Musik das Mechanische als Roter Faden - jedoch ohne lieb- und leblos zu wirken. Dies allein verhindert schon Franz Treichlers einschneidender Gesang.

Sound, Rhythmus, und ihre Symbiose zwischen Organischem und Mechanischem, meist eingepfercht in die Schubladen von Ambient, Techno, Industrial und (Post-) Rock, vieles manchmal klassisch angehaucht, drehen sich seit Anbeginn immer um das Neue. Cesare Pizzi und Frank Bagnoud wurden Anfang der 90er abgelöst von Al Comet und Use Hiestand, der grundlegende Sound hat sich dadurch aber nicht wirklich elementar geändert. Auch wenn sich mit den Jahren der Fokus etwas mehr zur Elektronik hin verlagert hat und die band mittlerweile auch in Museen und mit Orchestern arbeitet. Als vom Interesse an Tönen, gekoppelt an Rhythmus, Wörtern und Stimme, sowie deren emotionaler und physikalischer Einfluss auf das Publikum, geprägt beschreibt Treichler seine eigene Wahrnehmung von The Young Gods.

Selektion

Zum 20. Geburtstag gibt es nun eine Kompilation, deren erste Nummer Secret schon einen Geschmack auf das im April 2006 erscheinende, wirklich neue, Album gibt: sie ist rockiger als die Songs der vergangenen Jahre und setzt an die Anfangsjahre der Young Gods an. Generell gelang mit "XXY - Twenty Years 1985 - 2005" eine gute, unchronologische Auswahl ihres vielfältigen Schaffens, ein repräsentativer Überblick. So lässt das Sammelsurium weder das fetzige Lucidogen ("Second Nature" 2000), noch den berühmten, viel gecoverten Alabama Song ("Play Kurt Weil" 1991) aus. Auch das kitschige Child In The Treeoder das sphärische "Donnez les esprits" ("Only Heaven" 1995) finden Platz. Dazu kommt eine Reihe französischsprachiger Songs von den ersten drei Alben, mit dabei auch "Charlotte" (L'eau Rouge 1989).

Die feine Auswahl wird ergänzt durch eine Raritätensammlung für Liebhaber, mit Remixes verschiedener Songs, meist Variationen ihrer selbst, inklusive Coverversionen von Serge Gainsbourg und den Doors auf der zweiten CD. (cra)